Ameisen und Libellenexuvien

Hier können allgemeine Fragen zum Thema Ameisen, sowie zu europäischen Ameisenarten gestellt werden.

Ameisen und Libellenexuvien

Beitragvon Kathrin » Freitag 13. März 2015, 13:59

Hallo Ameisenkundler,

ich habe mich mit dem Thema beschäftigt, welche Sekundärnutzer in Libellen-Exuvien vorkommen. Letztes Jahr gab es darauf aufbauend auch eine Untersuchung durch eine Kommilitonin - diese hat im Gegensatz zu mir öfters Ameisen an/auf/in den Exuvien beobachtet. Zu einem Teil gab es dabei durchaus Angriffe auf frisch schlüpfende Libellen, was auch in der Literatur belegt ist. Sie hat aber ab und zu auch beoachtet, daß Teile der Exuvien abgebissen und mitgenommen werden. Habt Ihr eine Idee, was die Ameisen damit machen? Eine etwas exzentrische Wahl von Baumaterial?

Alles Liebe, Kathrin
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Kathrin
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Re: Ameisen und Libellenexuvien

Beitragvon Trailandstreet » Freitag 13. März 2015, 18:56

Möglicherweise sind noch Anhaftungen daran, die die Ameisen für fressbar halten und sie dashalb die Reste mitnehmen.
Dass sie es gezielt als Baumaterial "ernten" glaub ich kaum, obwohl ich bei meinen Kolonien schon auch beobachten konnte, dass sie übrig gebliebene Insektenteile wieder irgendwo einbauen.
Vielleicht findet ihr ja dazu etwas neues heraus.
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Re: Ameisen und Libellenexuvien

Beitragvon lollypop » Samstag 14. März 2015, 08:47

Ich könnte mir vorstellen, daß es einfach der Geruch ist, der es sie mitnehmen lässt. Es Bleiben immer ein paar Reste von "Blut" daran.
Gruß,
Lars
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Re: Ameisen und Libellenexuvien

Beitragvon Merkur » Samstag 14. März 2015, 10:10

Es sollte weder "Blut" noch Hämolymphe (das "Insektenblut") an der Exuvie anhaften.
Vor der Häutung (zum nächsten Larvenstadium, oder zur Imago) sezerniert die Haut (die Epidermis, auch Hypodermis genannt, da unter der Cuticula gelegen) eine Exuvialflüssigkeit, die von innen her die Cuticula weitgehend abbaut, bis zu den äußersten Schichten. Brauchbare Bestandteile werden von der Hypodermis resorbiert. Die Hypodermis sezerniert nach außen eine neue Cuticula. Im Bereich wachsender Körperteile (Beine, Flügel etc.) legt sich die Hypodermis in Falten, so dass auf ihrer Außenseite auch die neue Cuticula gefaltet ist.

Zwischen der neuen Cuticula und den Resten der alten Cuticula befindet sich weiterhin Exuvialflüssigkeit, die eine problemlose Abtrennung der alten Cuticula ermöglicht. Diese platzt an vorgegebenen Stellen, so dass das neue Stadium unter Luftaufnahme herausschlüpfen kann. (Dabei wird auch die chitinige Innenauskleidung der Tracheen herausgezogen; man sieht sie gerade bei Libellen-Exuvien gut als weiße “Fäden“ aus der Exuvie heraushängen).
Die Flügel werden durch Einpumpen von Luft in die Tracheen und von Hämolymphe in die Flügeladern gestreckt, so dass sie in der endgültigen Form aushärten können.

Nun kommt Spekulation: Die Exuvialflüssigkeit enthält gewiss etwas an Proteinen, z. B. Enzyme, die bei Ab- und Aufbau der Cuticula-Schichten mitwirken. Die Flüssigkeit trocknet an der Exuvie ein, und sie könnte für die Ameisen noch interessant sein. Wie gesagt: Spekulation! Ich weiß es nicht sicher.

Zur Verdeutlichung der eben beschriebenen Entfaltungsvorgänge ein Bild:

Microdon sp..jpg
Microdon sp., schlüpfende Fliege
Ich habe im Moment nur das einer schlüpfenden Microdon-Fliege zur Hand, aber man sieht sehr schön die unmittelbar nach dem Schlupf noch gefalteten Flügel, und daneben die Fliege mit „aufgepumpten“, entfalteten Flügeln, die nur noch aushärten müssen.

MfG,
Merkur
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Re: Ameisen und Libellenexuvien

Beitragvon Kathrin » Samstag 14. März 2015, 14:33

Hallo liebe Leute,

vielen Dank für Eure Ideen und Spekulationen :) . Das ist doch schon mal was! Einen klitzekleinen Hinweis auf einen gewissen Nährwert gibt vielleicht folgende Einzelbeobachtung: ich hatte bei der Untersuchung einmal aus Versehen ein Probenröhrchen mit Exuvie und einem Gebüsch-Ohrwurm (Apterygida media) verloren und nach einer Woche wiedergefunden. Die Exuvie hatte eindeutig Löcher, die vorher nicht da waren, so als hätte der Ohrwurm "in seiner Verzweiflung" daran rumgeknabbert - er hat auch tatsächlich noch gelebt, was mich doch überrascht hat (v.a. wegen Flüssigkeitsmangel). Allerdings weiß ich nicht, wie gut Ohrwürmer hungern können.

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Re: Ameisen und Libellenexuvien

Beitragvon lollypop » Sonntag 15. März 2015, 08:33

Meine Güte Merkur,
deine Beiträge sind echt der Hammer! Immer wieder sehr erhellend!
Vielen Dank!
Lars
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