Diskussion zu Bilder/Videos des Tages

Re: Diskussion zu Bilder/Videos des Tages

Beitragvon Reber » Sonntag 12. Juli 2015, 23:02

Hallo Radiergummi,
das stimmt! Laut Seifert schwärmen Lasius mixtus am "16. September +/- 23 d (15. Juli bis 18. Oktober)", ausserdem gehen sie bei kaltem Wetter im Herbst auf die Suche nach Wirtskolonien. Es wäre also etwas gar früh, für die Art. Mein Hinweis war ja auch eher in die Richtung gedacht, dass in der freien Natur für bestimmte Sozialparasiten eben auch bestimmte Wirtsarten typisch sind (die sich nicht selten recht eng verwandt sind, da sie zum z.T. von der Wirtsart/(Unter-)Gattung abstammen und sich lange aneinander angepasst haben). So dass die Wirtsart(en) einen relativ sicheren Hinweis auf den Sozialparasit geben kann. Ähnlich wie bei den parasitischen Bienen oder den Kuckuckshummeln z.B. Oder - etwas weiter her geholt - bei Wildbienenarten, welche ausschliesslich bestimmte Blüten anfliegen...

Weiterführendes Material dazu habe ich leider nicht.
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Re: Diskussion zu Bilder/Videos des Tages

Beitragvon Merkur » Montag 13. Juli 2015, 09:02

Hallo Radiergummi:
p.s. ich ärgere mich, dass ich die Ameisen nicht mitgenommen habe

Ja, das ist wirklich ärgerlich! So bleibt halt nur Spekulation.
Leider wird das Verhalten von Lasius umbratus-Gynen (Zerbeißen einer L. niger-Arbeiterin) tatsächlich nur selten beobachtet, oder es wird nur sehr selten dauerhaft dokumentiert.
Mir ist nicht ein einziger Fall in Erinnerung, dass eine L. umbratus-Gyne eine „falsche“ Wirtsarbeiterin umher getragen hätte.
Könnte es sein, dass diese Gyne von der gelben Lasius-Arbeiterin angegriffen wurde und diese als Verteidigungsreaktion gepackt hat??? :?:

Zum Thema Unterscheidung von möglichen Wirtsarten durch Sozialparasiten kenne ich aus der Literatur keine Untersuchungen über Lasius-Arten.

Aber wir haben vergleichbare Experimente mit Sklavenhaltern aus der Tribus der Formicoxenini gemacht. Dabei ließ sich sogar eine Prägung der jungen Gynen und auch von Sklavenhalter-Arbeiterinnen auf diverse Sklavenarten nachweisen.
Man kann Sklavenhalter, die ohnehin meist mehrere Wirtsarten nutzen, mit Sklaven einer Wirtsart A aufwachsen lassen, und sie dann in Arena-Wahlversuchen mit Wirtsvölkern der Arten A, B, und evtl. Nicht-Wirtsarten konfrontieren.
Begattete Gynen oder Scouts suchen nach Wirtsvölkern bevorzugt in Arenateilen, in denen zuvor (!) ein Volk der Wirtsart gelebt hatte: So eine Volk „markiert“ sein Territorium (z. B. mit Kot, vielleicht auch mit Drüsensekreten). Der Parasit „bemerkt“, dass er sich in der Nähe eines Wirtsvolkes befindet. Es ist sogar für uns erkennbar, dass in dem Moment die Suchaktivität steigt, dass die Tiere „erregt“ wirken, rascher laufen, mehr herum fühlern.

Es ist also nicht einmal der direkte Kontakt zwischen Parasit und Wirt erforderlich um dem Parasiten zu sagen: “Hier bist Du richtig!“

Ich denke, dass man ähnliche Mechanismen auch bei Inquilinen und temporären Parasiten (wie Chthonolasius) erwarten kann.

Literatur:
Schumann, R.D., Buschinger, A. (1994): Imprinting effects on host-selection behaviour of colony-founding Chalepoxenus muellerianus (FINZI) females (Hymenoptera, Formicidae). Ethology 97, 33-46.
Schumann, R., Buschinger, A. (1995): Imprinting effects on host-selection behaviour of slave-raiding Chalepoxenus muellerianus (FINZI) workers (Hymenoptera: Formicidae). Ethology 99, 243-251.

MfG,
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Re: Diskussion zu Bilder/Videos des Tages

Beitragvon Trailandstreet » Montag 13. Juli 2015, 09:32

Diesen Effekt kann man aber bei sozialparasitär gründenden Gynen ausschließen. Die kennen ja keine ihrer Wirtsarbeiterinnen mehr, da diese meist alle verstorben sind, bis Geschlechtstiere aufgezogen werden.
Kann es sein, dass diese eher nach ähnlichen Duftstoffen wie ihre eigenen suchen?
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Re: Diskussion zu Bilder/Videos des Tages

Beitragvon Merkur » Montag 13. Juli 2015, 11:33

Hallo Trailandstreet:
Kann es sein, dass diese eher nach ähnlichen Duftstoffen wie ihre eigenen suchen?

Gegenfrage: Kennst Du Untersuchungen, die darauf hindeuten?

Sehr viel wahrscheinlicher ist doch, dass die Parasiten eine angeborene, genetisch festgelegte Bevorzugung ihrer Wirte haben.
Die Frage war ja, ob die Tiere hinreichend sicher ihre Wirte von Nichtwirten unterscheiden können. Diese Frage ließ sich mit unseren Versuchen (als Nebenergebnis) klären (wobei wir nur ein Beispiel bearbeitet haben,von dem aus man begrenzt auf andere Arten schließen kann. - Ziel der Arbeiten war das eigentlich nicht; wir wollten sehen, ob die Wirtswahl durch Prägung beeinflusst werden kann (Prägung = Lernen in früher Jugend, so wie Konrad Lorenz Gänseküken sogar auf sich selbst prägen konnte. Als Erwachsene hatten sie dann kein Interesse an artgleichen Sexualpartnern).

Selbstverständlich haben sich zahllose Forscher solche spekulativen Fragen vorgelegt, und sie größtenteils verworfen, wenn Gegenargumente auftauchten, oder wenn man die Fragen experimentell angehen konnte. Spekulieren allein ist hier ziemlich sinnlos und kann nicht zu einer Lösung beitragen.

MfG,
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Re: Diskussion zu Bilder/Videos des Tages

Beitragvon Trailandstreet » Montag 13. Juli 2015, 12:14

Prinzipiell bleibt ihnen ja auch gar nichts anderes übrig, als nach verwandten Mustern zu suchen. Dass dieses Verhalten instinktiv und genetisch vorgegeben ist, wundert mich auch nicht. Das ist bei Insekten ja oft der Fall. Vielmehr finde ich es doch erstaunlich, dass es tatsächlich eine aktive Prägung gibt. Was meiner Meinung nach bei so kleinen Tieren schon gar nicht selbstverständlich ist.
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Re: Diskussion zu Bilder/Videos des Tages

Beitragvon Radiergummi » Montag 13. Juli 2015, 17:40

Hallo Merkur,

danke für die Antwort mit Literaturangaben.
Soweit ich weiß wird eine Prägung auch für Polyergus rufescens diskutiert: Gynen sollen bevorzugt bei Nestern gründen die den Wirtsameisen ihrer Mutternester entsprechen.

Ob Gyne 2 von der gelben Lasius angegriffen wurde kann ich nicht sagen. Da die Gyne mit der Arbeiterin aber genauso ziellos umherlief wie Gyne 1 mit der L. cf. niger kann ich nur vermuten, dass beide die jeweiligen Arbeiterinnen aus Nestern entnommen hatten. Ich würde eine Angreiferin eher an einem Bein oder an einem Fühler der Gyne erwarten als zw. den Mandibeln. Auch würde ich erwarten, dass die Gyne so eine Angreiferin bald wieder loslässt und ihrer Wege zieht. Aber ich habe natürlich keine Ahnung wie sich eine Chthonolasius Gyne während der heissen Gründungsphase gegenüber Angreiffern verhält; vielleicht sind sie nur auf das Opfer fixiert und halten es in jedem Fall fest.

Ich habe noch zwei Fragen: würde man es überhaupt feststellen können, wenn eine L. umbratus Gyne in ein Lasius umbratus Nest eindringt und dort gründet? Zweitens, passiert es überhaupt jemals, dass ein temporärer Sozialparasit bei seiner eigenen Spezies parasitiert und die Kolonie übernimmt oder würde eine Übernahme durch Adoption und Polygynie verhindert?
Eigentlich sollte es nicht schwierig sein eine Nestübernahme oder Adoption von L. umbratus durch L. umbratus in einem Labornest nachzuvollziehen (ausser, dass man natürlich, wie schon vermerkt, auf Bestimmungsschwierigkeiten stossen wird). Andererseits wäre eine solche Beobachtung in freier Wildbahn sicher längst dokumentiert.

Hier drei Videos von Gyne 1 mit der Lasius cf. niger Arbeiterin:

Video 1: die Gyne hatte die Arbeiterin gerade aus einem Nest gezogen. Das Video ist ziemlich verwackelt weil die Makro Linse montiert war und ich ziemlich unvorbereitet war.
http://sendvid.com/krjzh80w

Video 2: Gyne läuft ziellos mit ihrem Opfer umher.
http://sendvid.com/4b08kimk

Video 3: Gyne hält an und beisst auf dem Opfer herum bevor sie wieder ziellos weiterläuft.
http://sendvid.com/xdfjjvi0
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Re: Diskussion zu Bilder/Videos des Tages

Beitragvon Boro » Sonntag 19. Juli 2015, 16:37

Hallo Radiergummi!
Offensichtlich bist du ein sehr guter Beobachter mit einer zusätzlichen Portion Glück: Die Attacke einer Lasius cf. umbratus-Gyne auf das Individuum einer potentiellen Wirtsameisenart zu sehen und gleich zu filmen, ist eine sehr seltene Gelegenheit. Trotz unzähliger Aufenthalte in der Natur konnte ich diese Interaktion bisher nicht beobachten, wohl aber Gynen, die tote Lasius s. str.-Arbeiterinnen herumtragen; da gibts auch irgendwo ein altes Foto von mir.
Schade - die Bildqualität ist an sich gut, nur leider verwackelt.
Merkur hat zu deiner Frage schon Stellung bezogen, ich vermute, dass parasitische Gynen in der Regel zwischen potentiellen Wirten, in diesem Fall Lasius s. str. und einer Chthonolasius-Arbeiterin unterscheiden können. Das schließt nicht gänzlich aus, dass sie sich auch einmal "vergreifen", ich denke hier z. B. an Überfälle von Polyergus auf eine Catglyhis-Kolonie oder die zuletzt einmal diskutierten Überfälle auf Formica s. str.-Nester - wenn ich mich recht erinnere. Den Angriff der Art auf Nester v. Raptiformica (den ich selbst schon erlebt habe) meine ich hier nicht, denn der scout der Amazonen könnte bei seiner "Recherche" auf im Raptiformica-Nest lebende Hilfsameisen gestoßen sein.
L.G.
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Re: Diskussion zu Bilder/Videos des Tages

Beitragvon Radiergummi » Montag 20. Juli 2015, 12:11

Hallo Boro,

zunächst wollte ich die Lasius Gyne nur fotographieren, da verschwand sie schon im Boden und kam nach vielleicht 1-2 Sekunden im Rückwärtsgang mit ihrem Opfer heraus. „Ahhh... Mist verpasst“, war meine Reaktion. Mit Makrolinse montiert startete ich dann das Video - um mich noch irgendwo abzustützen war leider nicht drin. Schade, dass nicht der gesamte Vorgang auf dem Video ist.

Bezüglich der Gyne mit gelber Arbeiterin wollte ich mir auf einer wissenschaftlichen Frage/Antwort Platform Meinungen einholen. Da wurde ich darauf hingewiesen, dass in den Madibulardrüsen von L. umbratus Arbeiterinnen u.a. zwei Substanzen vorkommen: Citronellal und Citronellol. Die Substanzen werden zum Auslösen von Alarm- und Verteidigungsreaktionen von Artgenossinen eingesetzt. Eventuell benutzt die Gyne ja eine oder beide dieser Substanzen um in ein L. umratus Nest einzudringen. Was auffällt ist, dass die Gyne die Arbeiterin an den Mundwerkzeugen bzw. am vorderen Kopfende hält.
Aber wie bereits angedeutet, Hypothesen kann man viele erstellen. Ohne den gesamten Vorgang beobachtet zu haben, vom Ergreifen der Arbeiterin bis hin zum Eindringen in ein Wirts-Nest, und ohne die Ameisen bestimmt zu haben, kann man gar nichts und alles annehmen.

Das Vorkommen von Polyergus Gynen an Polyergus-Nestern ist nicht selten. Erst gestern habe ich um 19:30 Uhr eine Gyne (siehe Photo) bei einem mir bekannten Nest im Nationalpark Donau-Auen gesehen. Ein Raubzug fand nicht mehr statt, so muss die Gyne bis zum nächsten Tag oder noch länger abwarten. Oder sie sucht sich ein anderes Wirtsnest. Die Gynen scheinen jedenfalls nicht zu versuchen in diese Polyergus-Nester einzudringen. Auch morgens um 11 Uhr und nachmittags habe ich schon Gynen über oder in Nestbereichen gesehen.

DSCN5309_(1).jpg
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Re: Diskussion zu Bilder/Videos des Tages

Beitragvon fehlfarbe » Dienstag 21. Juli 2015, 18:08

Danke an Merkur für die Bestimmung des Schmetterlings in viewtopic.php?p=8266#p8266

Apatura ilia kommt von der Färbung her gut hin. Fragt sich nur, warum er so auf Brot abgefahren ist :D
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Re: Diskussion zu Bilder/Videos des Tages

Beitragvon LynnLectis » Donnerstag 23. Juli 2015, 13:08

Radiergummi hat geschrieben:Bezüglich der Gyne mit gelber Arbeiterin wollte ich mir auf einer wissenschaftlichen Frage/Antwort Platform Meinungen einholen. Da wurde ich darauf hingewiesen, dass in den Madibulardrüsen von L. umbratus Arbeiterinnen u.a. zwei Substanzen vorkommen: Citronellal und Citronellol. Die Substanzen werden zum Auslösen von Alarm- und Verteidigungsreaktionen von Artgenossinen eingesetzt. Eventuell benutzt die Gyne ja eine oder beide dieser Substanzen um in ein L. umratus Nest einzudringen. Was auffällt ist, dass die Gyne die Arbeiterin an den Mundwerkzeugen bzw. am vorderen Kopfende hält.
Aber wie bereits angedeutet, Hypothesen kann man viele erstellen. Ohne den gesamten Vorgang beobachtet zu haben, vom Ergreifen der Arbeiterin bis hin zum Eindringen in ein Wirts-Nest, und ohne die Ameisen bestimmt zu haben, kann man gar nichts und alles annehmen.


Hallo Radiergummi

Ich finde Deine wissenschaftlich orientierte Einstellung optimal. Offenbar interessieren Dich die wissenschaftlichen Grundlagen auch näher. Vielleicht hättest Du Lust, im Ameisenwiki.de mitzuschreiben, da gibt es immer viel Wissenschaftliches zu entdecken und zu recherchieren. Ich kann mir vorstellen, dass Dir das auch liegen könnte. Ich schreib dort ebenfalls als LynnLectis mit, siehe meine Signatur. Es sind auch sonst einige von hier dort aktiv (gewesen und vielleicht auch bald wieder aktiv, wär schön!) ;)
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Re: Diskussion zu Bilder/Videos des Tages

Beitragvon Reber » Montag 3. August 2015, 12:56

Hallo ratti,
interessanter Versuch. Hat sich schon mehr ergeben, mit den Lasius umbratus aus dem Beitrag? Hatten die Lasius niger Kolonien noch ihre angestammte Königin?
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Re: Diskussion zu Bilder/Videos des Tages

Beitragvon ratti » Montag 3. August 2015, 15:26

Hallo,

bei den Wirtskolonien handelte es sich ausnahmslos um Lasius niger Königinnen vom diesjährigen Schwarmflug, welche von mir gepusht wurden und deshalb schon 5-15 Arbeiterinnen hatten. Bei allen 7 Kolonien leben die Lasius niger Königinnen noch, sitzen teilweise aber deutlich abseits.
Interessant fand ich die verschiedenartige Herangehensweise der Lasius umbratus Gynen. Einige sind einfach direkt in das Nest eingedrungen, wo sie zwar erstmal bedrängt, dann jedoch akzeptiert wurden. Bei anderen Kolonien war das typische Verhalten zu beobachten. Ich hab auch ein paar mehr Fotos von der ganzen Aktion gemacht, aber leider sind die allesamt nicht so pralle : / .
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Re: Diskussion zu Bilder/Videos des Tages

Beitragvon Reber » Montag 3. August 2015, 15:41

Schon krass, die L. niger Gynen leben also noch, sitzen aber bereits abseits! Das zeigt, wie gut der Sozialparasit an seinen Wirt angepasst ist.

Ich würde mich sehr freuen, wenn du über den weiteren Verlauf berichtest! Mich interessiert es, ob die L. umbratus Gyne selber "Mandibeln anlegt" oder ob die L. niger Arbeiterinnen ihre Mutter selber beseitigen - und wie.

Gerne auch mit Fotos, die das Geschehen bebildern, auch wenn man nicht jedes Detail erkennt.
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Re: Diskussion zu Bilder/Videos des Tages

Beitragvon ratti » Montag 3. August 2015, 15:55

Ich werde auf jeden Fall berichten, wenn etwas spannendes passiert. Denke aber das wird noch ein wenig dauern. Laut Ameisenwiki werden ja nicht sofort Eier von der Lasius umbratus Gyne gelegt. Bin gespannt wie viele Arbeiterinnen da dieses Jahr überhaupt noch kommen.
Übrigens sitzen nicht bei allen Kolonien die Lasius niger Gynen abseits. Aber die Lasius umbratus Gynen sitzen ausnahmslos mitten auf dem Bruthaufen.
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Re: Diskussion zu Bilder/Videos des Tages

Beitragvon Trailandstreet » Montag 3. August 2015, 16:03

Mir ist ja gestern noch, als ich draussen auf der Terrasse saß, eine Lasius fuliginosus Gyne sozusagen zugeflogen. Sie hatte zwar noch die Flügel, war aber offensichtlich auf der Suche nach einer Wirtskolonie. Da ich keine L umbratus habe, aber auch keine Lasius niger, der ich Puppen entnehmen könnte, werde ich wohl oder übel Puppen aus dem Garten besorgen müssen und einfach etwas tricksen müssen. Ein Vergleich wäre natürlich schon sehr interressant.
Leider fehlt mir auch immer noch ein passendes kabel für meine Kamera, sonst hätte ich auch einen Film zeigen können.
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Re: Diskussion zu Bilder/Videos des Tages

Beitragvon Merkur » Dienstag 4. August 2015, 11:11

Zu: Radiergummi, Rickia, viewtopic.php?f=50&t=79&p=8357#p8348

Über Parasiten und Krankheitserreger liest man ja nur sehr wenig, obwohl manche eigentlich allgegenwärtig sind. Rickia scheint weit verbreitet zu sein, wird aber selten erwähnt. Das kann daran liegen, dass der Pilz nicht beachtet wird, oder dass kaum jemand darüber berichtet.

http://www.myrmecologicalnews.org/cms/i ... ut=default
> András TARTALLY, Botond SZŰCS & Jon Rune EBSEN (2007): The first records of Rickia wasmannii CAVARA, 1899, a myrmecophilous fungus, and its Myrmica LATREILLE, 1804 host ants in Hungary and Romania (Ascomycetes: Laboulbeniales; Hymenoptera: Formicidae). Myrmecol. News 10: 123.
> The ants appear to be neutral to the presence of this fungus on their cuticules (A. Tartally, pers. obs.).<

(Die Ameisen scheinen durch die Anwesenheit des Pilzes auf ihrer Cuticula nicht beeinträchtigt zu sein).

Der jüngste Artikel zur Verbreitung von Rickia wasmannii:
Danny Haelewaters, Peter Boer, Jinze Noordijk (2015): Studies of Laboulbeniales (Fungi, Ascomycota) on Myrmica ants: Rickia wasmannii in the Netherlands.- Journal of Hymenoptera Research 44: 39-47 (11 Jun 2015). doi: 10.3897/JHR.44.4951
http://jhr.pensoft.net/articles.php?id=4951

MfG,
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Re: Diskussion zu Bilder/Videos des Tages

Beitragvon ratti » Dienstag 4. August 2015, 17:30

Ich habe mich grade mal ein wenig eingelesen und festgestellt, dass es verschiedene Arten Chthonolasius gibt. Das erklärt dann wohl die unterschiedliche Färbung meiner Lasius "umbratus" die offensichtlich nicht alle Lasius umbratus sind. Das ist mir ja ein bisschen unangenehm, dass ich nicht mal wusste, dass es unterschiedliche Arten Chthonolasius gibt. Glücklicherweise hat das bisher nicht geschadet.
Ich mache mir auch nicht sonderlich große Hoffnungen, dass ich die Gynen näher bestimmen kann, mit den Mitteln die mir zur Verfügung stehen.
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Re: Diskussion zu Bilder/Videos des Tages

Beitragvon Merkur » Dienstag 4. August 2015, 20:08

Hallo ratti (und Andere, denen es ähnlich geht):
Ich habe mich grade mal ein wenig eingelesen und festgestellt, dass es verschiedene Arten Chthonolasius gibt.

Das ist ein Problem, an das man üblicherweise gar nicht denkt, wenn man Beiträge liest, in denen über das Schwärmen oder die Koloniegründung z. B. von Lasius umbratus, L. flavus, L. brunneus etc. geht: Weiß der Verfasser überhaupt, dass und welche Alternativen es geben kann? :roll:

Am besten ist es natürlich, wenn man für mittel- und nordeuropäische Ameisen das Buch von Seifert (2007) zur Hand hat.
Die zweitbeste Möglichkeit ist die Suche im Internet, wobei Wikipedia trotz recht häufiger Fehler doch immerhin eine Grundlage bietet:
https://de.wikipedia.org/wiki/Wegameisen

Damit Ihr nicht mühsam nachsuchen müsst, kopiere ich hier die Übersicht der Wegameisen (= Lasius) bei Wikipedia ein.

Systematik Folgende Arten sind in Mitteleuropa vertreten (Auswahl):

Untergattung Echte Wegameisen (Lasius sensu stricto)
Braune Wegameise (Lasius brunneus) (Latreille, 1798)
Fremde Wegameise (Lasius alienus) (Förster, 1850)
Schwarze Wegameise (Lasius niger) (Linnaeus, 1758)
Vergessene Wegameise (Lasius neglectus) Van Loon, Boomsma & Andrasfalvy, 1990
Zweifarbige Wegameise (Lasius emarginatus) (Oliver, 1792)
Lasius paralienus Seifert, 1992
Lasius platythorax Seifert, 1991
Lasius psammophilus Seifert, 1992
Lasius austriacus Schlick-Steiner, Steiner, Schödl und Seifert, 2003

Untergattung Cautolasius (die selbständig gründenden gelben Arten - Ref.)
Gelbe Wiesenameise (Lasius flavus) (Fabricius, 1782)
Lasius myops Forel, 1894

Untergattung Austrolasius (temporär parasitische, gelbe Arten - Ref.)
Lasius reginae Faber, 1967
Lasius carniolicus Mayr, 1861

Untergattung Chthonolasius (temporär parasitische, gelbe Arten - Ref.)
Gelbe Schattenameise (Lasius umbratus) (Nylander, 1846)
Lasius mixtus (Nylander, 1846)
Lasius sabularum (Bondroit, 1918)
Lasius citrinus Emery 1922
Lasius bicornis (Förster, 1850)
Lasius jensi Seifert, 1992

Untergattung Dendrolasius
Glänzendschwarze Holzameise (Lasius fuliginosus) (Latreille, 1798)

Nur auf die Bestimmung von Lasius fuliginosus kann man sich in der Regel verlassen (gute Bilder vorausgesetzt!)
Leider gibt es bei Wikipedia nur zu einer kleinen Auswahl dieser Auswahl über den Namen hinaus gehende Informationen.

Mit Google findet man fast zu jeder Art Einträge. Leider wird nicht zwischen glaubwürdigen Bestimmungen und falschen Angaben sowie „Meinungen“ differenziert. Da musst Du selbst die Spreu vom Weizen trennen!

Weiterhin leider ist das nicht nur bei der Gattung Lasius so, und wenn es über den Bereich Mitteleuropa hinaus geht, kommt man sehr schnell an kaum überwindbare Grenzen, wo Art- Nennungen oft zum Glücksspiel werden. (Noch schwieriger wird es natürlich bei außereuropäischen Ameisen!)

Ändern lässt sich das nicht (jedenfalls nicht mit vertretbarem Aufwand). Man muss sich also schon bemühen, eine eigene Angabe möglichst zu begründen.

MfG,
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Re: Diskussion zu Bilder/Videos des Tages

Beitragvon ratti » Dienstag 4. August 2015, 21:56

Danke für die Infos Merkur, das war genau das, was ich mir angeschaut hatte.

Ich sehe selber öfter (z.B. in der Facebook Gruppe) wie Leute einfach ins blaue raten, wenn jmd. nach einer Bestimmung fragt. Umso unangenehmer ist mir natürlich ,dass ich nicht mal wusste, dass es die Chthonolasius Untergattung mit den vielen ähnlichen Arten gibt. Es stört mich, dass ich nicht in der Lage bin die Gynen genau zu bestimmen. Da die Gründung aber gleich verläuft (nachdem was ich gelesen habe) sollte das erstmal keine Probleme bedeuten, richtig?
Ich werde mir auf jeden Fall nochmal den Seifert in die Hand nehmen und auch noch mal das USB Mikroskop auspacken (das war leider nicht so gut). Vllt. lässt sich da ja noch was raus finden.

Was gibt man bei Chthonolasius an, wenn man sie nicht bestimmen kann? Chthonolasius spec. oder ist Lasius cf umbratus in meinem Fall besser?

Jedenfalls habe ich mal wieder was dazu gelernt und sehe, dass ich echt noch viel Wissen aufholen kann.
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Re: Diskussion zu Bilder/Videos des Tages

Beitragvon Trailandstreet » Dienstag 4. August 2015, 22:25

Um sie gründen lassen zu können reicht es zumindest bei Lasius soweit aus, dass man erkennen kann, ob sie claustral oder parasitär gründen. L fuliginosus gründet ja bei L umbratus, also superparasitär. Das lass ich hier mal weg.
Ich hab's mir heut auch erst wieder gedacht, als ich auf ein vermeintliches L niger Nest gestoßen bin. Offenbar gibt es doch noch ein paar mehr Arten in unserem Garten.
Wenn ich hier nur die Lasius Arten aufzähle, stoße ich zumindest bei den "schwarzen " an die Grenzen, da komm ich ohne ordentliches Mikroskop nicht weiter.
Da könnte durchaus eine weitere Art vertreten sein. Da bin ich schon froh, wenn ich Lasius brunneus oder emarginatus finde. Die sind dagegen ja richtig eindeutig zu bestimmen.
@ratti
was die Bestimmungen bei Facebook angeht, da darf man meist ja schon froh sein, wenn man eine Ameise darauf erkennen kann. Eigentlich sollte man ja Bestimmungen bei unzureichenden Fotos verweigern/boykottieren.
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