Formica sanguinea - Haltungsbericht

Unterfamilie: Formicinae

Formica sanguinea - Haltungsbericht

Beitragvon Kati » Donnerstag 1. Mai 2014, 11:22

Haltungsbericht: Formica sanguinea

Formica.sanguinea.-.lindsey.jpg
Arbeiterin von Formica sanguinea
(Quelle: Wikipedia Commons)


Artsteckbrief

Taxonomie

-Familia: Formicidae (Ameisen)
--Subfamilia: Formicinae (Schuppenameisen)
---Tribus: Formicini
----Genus: Formica Linnaeus, 1758
-----Subgenus: Raptiformica Forel, 1913
------Species: Formica sanguinea Latreille, 1798
-------Subspecies: -


Allgemeines

Verbreitung: Iberien – Japan, ganz Europa
Habitat: ausreichend besonntes Habitat
Nestbau: Erdnester, selten kleine Hügel
Kolonie: polygyn, dulot (fakultative Sklavenhaltung), aggressiv
Koloniegröße: 2.000 - 8.000 Arbeiterinnen
Koloniealter: Königinnen werden bis zu 20 Jahre alt
Gründung: sozialparasitisch bei Serviformica spp*
Arbeiterinnen: monomorph (Ab einer bestimmten Koloniegröße treten größere Arbeiterinnen auf, die aber, abgesehen von der Größe, identisch mit den kleineren Arbeiterinnen sind).
Nahrung: Zoophagie, Trophobiose, Dulosis (Ein Großteil der erbeuteten Brut wird gefressen).
Winterruhe: exogene Winterruhe, Oktober - März
Fortpflanzung: Schwarmflug von Ende Mai bis Anfang September, Hauptschwärmzeit Mitte Juni - Ende Juli; schwärmt von 07:00 - 13:00 Uhr, Paarung meist in der Nähe des Nestes (laut Seifert)


Aussehen und Größe

Arbeiterinnen: ca. 6-9 mm, Kopf und Mesosoma sind einheitlich rot bzw. rotbraun gefärbt. Mandibeln, Stirn und Kopfhinterseite sind oft angedunkelt. Die Gaster ist schwärzlich.
Königinnen: 9-11 mm, Kopfhinterseite ist dunkel, die Wangen sind rot. Mesosoma und Beine sind vorwiegend rot, die Gaster ist schwarz gefärbt.
Männchen: 7-11 mm

800px-Formica_sanguinea_casent0173153_profile_1.jpg
präparierte Arbeiterin
(Quelle: Wikipedia Commons)



Bemerkungen

Formica sanguinea ist ein fakultativer Sklavenjäger. D.h. sie sind nicht von ihren Sklaven abhängig (wie z.B. Polyergus rufescens), was sie auch nicht dazu zwingt die Wirtskolonien am Leben zu erhalten. Die Raubzüge gegen Nester der Serviformica-Gruppe, z.B. Serviformica fusca, finden an warmen Nachmittagen im Sommer statt. Meist werden alle Serviformica sp. Kolonien in Reichweite früher oder später ausgelöscht.

Die Art baut selten Nesthügel, welche dann meist relativ klein ausfallen.

Von anderen Waldameisen sind sie eindeutig durch die Einkerbung am Clypeus (Kopfschild, unterster Teil vorn am Kopf, unterhalb des Fühleransatzes) zu unterscheiden.

* Daneben gibt es noch einige andere Gründungsstategien, die aber deutlich seltener auftreten. Zu ihnen gehören: Pleometrose (gemeinsame Gründung mehrere Jungköniginnen), Allopleometrose (Gründung zusammen mit einer Serviformica Jungkönigin) und Adoption in ein bestehendes Nest.

Formica.sanguinea5.-.lindsey.jpg
Nest von Formica sanguinea
(Quelle: Wikipedia Commons)




Einleitung

Warum Formica sanguinea?

Formica sanguinea ist eine Art, die mir schon immer gefallen hat: Das hübsche Aussehen und lebhafte Wesen, die interessante Gründung, Möglichkeit von Raubzügen und nicht zuletzt die Ähnlichkeit mit den hügelbauenden Waldameisen, all das macht die Art für mich sehr attraktiv.

Bevor ich mein Studium begann gab es aber einen entscheidenden Grund, mir keine Kolonie zulegen, da ich nicht wusste, ob es möglich sein würde, die Winterruhe zu realisieren. Schließlich finden nicht alle, dass die Überwinterung eines Ameisennestes im Kühlschrank eine tolle Sache ist.

Jetzt wo ich weiß, dass ich die Ameisen wahlweise im Kühlschrank oder auf dem eigenen Balkon überwintern kann, stand der Erfüllung dieses lang gehegten Wunsches nichts mehr im Wege, sodass ich mir zum Valentinstag kurzerhand selbst ein Geschenk machte und eine Königin mit einigen Hilfsarbeiterinnen bestellte.

Die Kolonie

Als die Ameisen Mitte Februar eintrafen, war es eine freudige Überraschung: Nicht nur Königin und dunkle Hilfsarbeiterinnen saßen im Nest, sondern auch bereits erste Arbeiterinnen von Formica sanguinea.
Laut Händler stammt die Kolonie aus Tschechien. Sie war sicher und wärmeisoliert verpackt und machte einen guten, wenn auch (ob der Temperaturen) gewünscht trägen Eindruck.

Hilfsarbeiterinnen (Formica cf. fusca):
Anzahl: ca. 8
Größe: ca. 6mm

Arbeiterinnen Formica sanguinea:
Anzahl: ca. 8-10
Größe: ca 6-7mm

Brut ist aufgrund der Jahreszeit natürlich nicht vorhanden.


Die Haltung

Vorerst einige Eckdaten zur Haltung:


Das Formikarium besteht aus einem handelsüblichen 30x20 Becken, selbstverständlich mit Bohrungen für baldige Erweiterungen. Es wird mittags und nachmittags teilweise beheizt durch eine Heizmatte (12,7x8,5 cm; 4W). Als Nest wird erst einmal weiter das Reagenzglas benutzt.

Die Einrichtung besteht aus einer dünnen Sand-Lehmschicht in die feucht einige Äste, Rinden- und Moosstückchen gedrückt wurden. Anschließend wurde der Boden dick mit Fichtennadeln ausgestreut.

IMG-20140315-WA0001.jpg
Die ursprüngliche Einrichtung


Futter:

Ich bestelle mein Futter immer lebend und friere es dann sofort ein. Bei Bedarf werden einzelne Futtertiere entnommen und verfüttert. Momentan verfüttere ich vor allem mittelgroße Heimchen (ca. 15 mm lang). Zur Abwechslung gibt es subadulte Wanderheuschrecken und Wachsmaden.
Außerdem wird normaler Blütenhonig (unverdünnt) aus dem Lebensmittelladen angeboten.


Einzug und zweimaliger Umzug


Direkt nach Ankunft und schneller Inspektion der Kolonie wanderte diese in den Kühlschrank, da ich die nächsten zwei Wochen nicht zu Hause war und es für eine Auswinterung eh noch recht früh war.
Anfang März war es dann soweit: Die Ameisen wurden aus dem Gemüsefach geholt! Zuerst legte ich das abgedunkelte Reagenzglas für einen Tag aufs Fensterbrett (innen) und dann ins Formikarium. Die Heizung war dabei natürlich ausgeschaltet.

Nach einigen Minuten begannen die ersten Arbeiterinnen die Umgebung zu erkunden: Besonders ein großes Rindenstück und das Moos waren für sie interessant. Eine Stunde später saßen sie alle im neuen Nest. So ein Missgeschick, da war der Lehm noch nicht ganz getrocknet und der Spalt zwischen Rinde und Boden ein ideales Nest.
Ich wartete einige Tage, doch auch als das Becken mit Sicherheit komplett getrocknet war, zogen sie nicht zurück.

Es wurde Zeit für drastischere Maßnahmen: Stück für Stück entfernte ich alle liebevoll eingebrachte Dekoration, unter einem großen Rindenstück saß die Kolonie, die jetzt natürlich in Panik verfiel. Bis auf einige Moos und Fichtennadelreste war das Becken jetzt leer, sodass sie jetzt doch zurück in ihr Reagenzglas zogen.
Beim zweiten Dekorieren achtete ich darauf, das das nicht gleich noch einmal passieren würde. Die großen Rindenplatten ließ ich weg und verwendete dafür lieber mehr Fichtenstreu. Das Ergebnis war wieder ganz hübsch, aber die Ameisen blieben in ihrem Nest.

CIMG6438.JPG
Der zweite Versuch
CIMG6432.JPG
Der zweite Versuch - Übersicht
20140501_113449.jpg
Eine aufmerksame Arbeiterin


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Re: Formica sanguinea - Haltungsbericht

Beitragvon Kati » Donnerstag 1. Mai 2014, 14:14

Die ersten Wochen

Wie von einer Kleinstkolonie nicht anders zu erwarten, ist die Außenaktivität noch recht gering. Nur hin und wieder sind einzelne Arbeiterinnen draußen zu sehen. Zu Anfang waren hauptsächlich Formica cf. fusca Arbeiterinnen unterwegs, mittlerweile sind Formica cf. fusca und sanguinea gleich häufig außerhalb des Nestes zu beobachten.

Sehr schnell begann die Königin mit der Ablage von Eiern, die sich gut zu Larven entwickelten, mittlerweile sind die ersten Puppen zu sehen und ich rechne bald mit Zuwachs an neuen Arbeiterinnen.

CIMG6443.JPG
Nesteinblick (Königin nahe des Eingangs)


Sehr deutlich ist der Unterschied zwischen ein- und ausgeschalteter Heizmatte: Ist die Beheizung ausgeschaltet sind Arbeiterinnen nur vereinzelt zu sehen, ist die Heizung für mehrere Stunden eingeschaltet, sind die fouragierenden Arbeiterinnen zahlreicher und auch lebhafter.

Obwohl ich das Reagenzglasnest schon zu Beginn der Haltung mit einem kleinen Styroporzylinder (natürlich mit Kerbe als Ein- und Ausgang) verschlossen habe, arbeiten die Ameisen kontinuierlich daran, den Eingang zu verschließen und ihre Umgebung umzustrukturieren. Schon kurz nach dem Rückzug ins Reagenzglasnest haben sie, als die Heizung angeschaltet wurde, begonnen, aus Fichtennadeln und anderen Kleinteilen einen kleinen Hügel in der Ecke aufzuschichten.

Dieses Vorhaben haben sie am nächsten Tag eingestellt, jedoch errichten sie mittlerweile einen kleinen Hügel am und um den Nesteingang. Wird dieser bei der Nestkontrolle zerstört, machen sich die fleißigen Arbeiterinnen gleich daran, ihn wieder aufzubauen.

Immer öfter sind auch „Türsteher“ zu bobachten: Einzelne Arbeiterinnen, die vor dem Eingang stehen und diesen bewachen. Da das Reagenzglas nahe an der Scheibe liegt, kann so auch das gute Sehvermögen dieser Art eindrucksvoll getestet werden. Bewegt man einen Finger nahe an der Scheibe, reagiert die Arbeiterin sofort mit ruckartigen Bewegungen und drohend gespreizten Mandibeln.


Fütterung

Wie an früherer Stelle bereits berichtet, füttere ich meine Ameisen mit verschiedenen aufgetauten Futterinsekten sowie Honig. An dieser Stelle möchte ich genauer darauf eingehen, wie gut die einzelnen Futtersorten angenommen werden.

Mittelgroße Heimchen: Das Hauptfutter, ich biete sie meist zerteilt an. Wie bei allen meinen Ameisen werden Heimchen gut angenommen. Zwar ist der Proteinbedarf bei einer so kleinen Kolonie natürlich sehr niedrig, aber es sind häufig einzelne Arbeiterinnen bei der Futteraufnahme zu beobachten.

Wachsmaden: Wachsmaden sind die Larven der Wachsmotte, auch sie biete ich aufgetaut an. Bei keiner meiner Kolonien lösen lösen sie große Begeisterung aus. Vielleicht wäre das bei frischtoten Exemplaren anders. Ich habe noch keine Arbeiterin der Kolonie bei einer Wachsmade gesehen.

CIMG6452.JPG
Wachsmade und Heimchen
(Schalendurchmesser: 5cm)


Honig: Ich verfüttere unverdünnten Wildblütenhonig von Langnese. Dieser wird sehr gut angenommen, sehr häufig sind Arbeiterinnen bei der Honigaufnahme zu beobachten.

Blütenpollen: Beim Körnerkauf für meine Messor entdeckte ich das Angebot von sogenannten „Blütenpollen“ im Ameisenshop. Ich habe einfach mal welche bestellt und sie auch meinen Formica sanguinea angeboten. Ich konnte bisher nicht beobachten, dass sich Ameisen irgendwie dafür interessierten.

CIMG6447.JPG
Die "Blütenpollen"



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Re: Formica sanguinea - Haltungsbericht

Beitragvon Kati » Donnerstag 8. Mai 2014, 16:21


Hügelbau


Obwohl Formica sanguinea nicht zu den „richtigen“ hügelbauenden Waldameisen gehört, ist es doch eine ihrer Lieblingsbeschäftigungen. Wie schon an früherer Stelle erwähnt sind sie allzeit fleißig dabei, die Öffnung ihres Reagenzglases mit einem kleinen Hügel zu umgeben. Verbaut werden vor allem Fichtennadeln, aber neuerdings auch vermehrt kleine Wattefetzen aus dem Reagenzglas. Wird dieser beim Kontrollieren des Nestes zerstört, brauchen die Ameisen zwei bis drei Tage, um ihn wieder aufzuschichten. Aber selbst dann hören sie nicht auf, kontinuierlich daran zu arbeiten.

CIMG6475.JPG
Hügel Vorderansicht


Interessant ist auch die Form dieses kleinen Hügels. Es ist deutlich zu sehen, dass jede verwendete Nadel ihren Platz hat, das Ganze macht einen sorgfältigen Eindruch. Ganz oben liegt der Eingang in Form eines kleinen Loches. Meist steht genau daneben eine Arbeiterin Wache. Dabei handelt es sich eigentlich immer um Formica sanguinea.

CIMG6480.JPG
Hügel von oben

Scan0002.jpg
Hügel und Reagenzglas mit Wache



Der Frühling ist da!

Das wissen wir zwar schon seit Mitte letzten Monat, meine Ameisen haben allerdings etwas länger gebraucht. Die Außenaktivität ist deutlich angestiegen und es macht wirklich Spaß ihnen zuzusehen. Tagsüber sind auch bei ausgeschalteter Heizung eigentlich immer mehrere Arbeiterinnen unterwegs und fouragieren oder bessern den Nesthügel aus. Es liegt nahe, dass der Saisonstart einfach etwas früh war oder sie schlicht und ergreifend ein paar Wochen zum „Auftauen“ benötigt haben.

Ganz in diesem Sinne habe ich auch das Formikarium mit frischem Frühlingsgrün verschönert. Die beiden Nadelzweige (Lärche und Kiefer) wurden auch sofort erkundet.

CIMG6479.JPG
Formikarium mit Frühlingsgrün


Auch Proteine werden mittlerweile besser angenommen. Zwar waren schon früher immer mal wieder einzelne Arbeiterinnen an den Futtertieren zu sehen, diese wurden jedoch immer an Ort und Stelle liegen gelassen. Mittlerweile tragen sie diese üblicherweise ins Nest ein, oder versuchen es zumindest.

CIMG6491.JPG
Arbeiterinnen mit Heimchen


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Re: Formica sanguinea - Haltungsbericht

Beitragvon Kati » Donnerstag 22. Mai 2014, 15:19

Keines Update

Nun, eigentlich gibt es nichts neues zu berichten. In drei Worten: Es läuft gut.

Die Ameisen sind weiterhin unglaublich aktiv, besonders für eine Kolonie dieser Größe. Die genaue Größe kann ich nicht angeben, da ich nun seit einigen Wochen nicht mehr ins Nest geschaut habe. Ich schätze aber, dass seit der letzten Zählung einige Arbeiterinnen hinzugekommen sind und jetzt bei 25 bist knapp 30 liegt.

Interessant ist die Variablität ihres Nesthügels. Ständig arbeiten Arbeiterinnen daran, tragen Baumaterial hin und her und verändern seine Form. Während er zur Zeit des letzten Updates noch konisch bis kugelig war, ist er jetzt sehr viel flacher, mit einer deutlich abgeflachten Oberseite und einem fast trichterförmigen Eingang.

Vor zwei Tagen sind die bestellten Futtertiere angekommen. Die Goldfliegen, die ich gerne ausprobieren möchte, müssen erst noch schlüpfen, die Heimchen wurden jedoch schon überbrüht und eingefroren. Heute habe ich der Kolonie dann ein Heimchen vorgelegt. Es war deutlich größer, als die Heimchen, die sie bis jetzt bekommen haben, außerdem wurde es nicht zerteilt, sondern komplett und ganz ins Becken gelegt. Der Ansturm war enorm.

CIMG6564.JPG
Das Heimchen wird entdeckt


Sofort bemerkten fouragierende Arbeiterinnen das noch nicht einmal komplett aufgetaute Futtertier und gingen aufgeregt und mit ruckartigen Vor- und Zurückbewegungen zum „Angriff“ über. Schnell waren dann auch weitere Arbeiterinnen zur Stelle, die zum Teil auch aktiv rekrutiert wurden. Ich konnte eine Beobachtung machen, von der ich hoffe, sie richtig zu deuten: Eine der am Futtertier beschäftigten Arbeiterinnen entfernte sich kurz und lief auf eine in der Nähe herumstehende Arbeiterin zu. Nach kurzem Betrillern (Wie vor der Trophallaxis) eilte die „angesprochende“ Arbeiterin mit ihrer Schwester den anderen zur Hilfe.

Nach einiger Zeit begannen die Ameisen dann, das Beutetier zum Nest zu schleppen. Ein erfolgloses Vorhaben, ist es doch zu groß für sie, um es den Nesthügel hochzuziehen, zumal dieser den hektisch tretenden Tarsen auch wenig Halt bietet.

CIMG6573.JPG
Eintragen der Beute


Zeitgleich wurde von anderen Arbeiterinnen der Nesteingang vergrößert, sodass er einen Durchmesser von ca. 5 mm hatte und ich bis auf die Watte des im Zentrum liegenden Reagenzglases blicken konnte. Ob die Ameisen dies Umbaumaßenahme gezielt, also um das große Heimchen ins Nest zu bekommen, vorgenommen haben, kann ich aber natürlich nicht sagen.

CIMG6571.JPG
Der Eingang wird vergrößert


Trotz eifrigen Bemühens schafften es die Arbeiterinnen nicht, ihre Beute ins Nest zu bekommen, weshalb sie sich nun daran machen, sie außerhalb des Nestes zu verarbeiten.

Als Fazit nach nun etwa zwei Monaten mit dieser schönen Kolonie, kann ich sagen, dass mich diese Ameisen enorm faszinieren und begeistern. Immer ist etwas los und es können viele interessante Verhaltensweisen beobachtet werden. Die Tiere sind wunderschön und machen mir viel Freude.

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Re: Formica sanguinea - Haltungsbericht

Beitragvon Kati » Samstag 24. Mai 2014, 18:14

Ein Eindringling ins Nest

Gegen Nachmittag des heutigen Tages ereignete sich ein Vorfall, der die Kolonie in Aufregung versetzte. Ein großer – äußerst seltsam geformter – Eindringling zerstörte ihren sorgsam aufgehäuften Hügel und verschaffte sich Zugang zum Nest.

Die Rede ist selbstverständlich von mir, oder genauer, von meiner Hand. Da ich aus Respekt vor ihren Baukünsten und ob der Tatsache, dass eine Neststörung die Kolonie sehr stresst, von einer Kontrolle des Reagenzglases schon seit einigen Wochen abgesehen habe, konnte ich zwar ihre Außenaktivität gut beobachten, wusste jedoch nicht, was im Inneren des Nestes geschah. Deshalb habe ich heute, nicht nur aus Neugierde, sondern auch, weil ich wissen wollte ob mit der Brut und der Kolonie alles in Ordnung ist, das Reagenzglas herausgenommen.

Dazu musste ich zunächst etwas Streu von ihrem Hügel entfernen, ein Unternehmen, das natürlich sofort bemerkt und abgewehrt wurde. Sofort hatte ich zwei, drei mutige Arbeiterinnen an den Fingern, die sich dort mit ihren Mandibeln verbissen hatten. Dies tat übrigens nicht weh, es war lediglich ein Zwicken zu spüren.

Wer schon einmal auf ein Waldameisennest gefasst hat, kennt das Gefühl: Solange die Ameise keine Stelle mit besonders dünner Haut (wie zum Beispiel die Armbeuge oder auch der Bereich zwischen den Fingern) erwischt, sind die Mandiblen zwar deutlich zu spüren, verursachen aber keinen echten Schmerz, da sich nicht durch die Haut kommen. Da meine Formica sanguinea doch etwas kleiner und zarter sind als die Formica cf. pratensis, bei denen ich diese Erfahrung zuletzt machen durfte, war das Zwicken sogar noch weniger zu spüren.

Dennoch möchte ich ihre Aggressivität und „Tapferkeit“ hervorheben, wenn es darum geht ihr Nest zu verteidigen, und das bei einem so kleinen Volk!

Nachdem ich nun Zugang zum eigentlichen Nest hatte, konnte ich das Reagenzglas herausnehmen und die Abdeckung kurz zur Seite schieben. Da ich die Ameisen nicht mehr als nötig stressen wollte, habe ich keine genaue Zählung durchgeführt, die bei dem hastigen Hin- und Hergerenne der Kolonie auch schwierig gewesen wäre. Dennoch kann ich sagen, dass ich mit der Schätzung, die ich im letzten Beitrag geäußert habe, etwa richtig lag. Die Kolonie umfasst damit etwa 25 bis 30 Arbeiterinnen, von denen etwa 5-8 Hilfsarbeiterinnen sind. Auch mit der Brut sieht es gut aus, ich konnte bestimmt gut 15 Puppen und einige große Larven sehen. Auch kleinere Larven und Eier werden vorhanden sein, diese konnte ich in dem Gewusel auf die schnelle aber nicht sehen.

Ich lege mich also bescheiden auf folgenen Koloniestand fest:

Königinnen: 1

Arbeiterinnen: ca. 25
- davon Hilfsarbeiterinnen: ca 5-8

Brut:
- ca. 15 Puppen
- Larven und Eier wahrscheinlich entsprechend.


Nach der Volkszählung schob ich die Abdeckung wieder auf, legte das Reagenzglas zurück und versuchte ein wenig von der abgetragenen Streu zurück an Ort und Stelle zu legen. Selbstverständlich sehr viel grober und unordentlicher als meine Ameisen dies können, die im Augenblick damit beschäftigt sind, den Schaden durch mein Eindringen wieder zu reparieren.

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Re: Formica sanguinea - Haltungsbericht

Beitragvon Kati » Samstag 14. Juni 2014, 11:46

Neue Futtertiere!

Nachdem ich meine Kolonie bis jetzt hauptsächlich mit Heimchen ernährt habe, wollte ich einmal etwas neues ausprobieren. Da in meiner Erfahrung selbst gefangene Fliegen gut angenommen wurden, entschied ich mich für die Bestellung von Goldfliegen.

Diese wurden wenig später in Form von Puppen geliefert. Für einen schnellen Schlupf stellte ich sie an einen warmen Ort und gut eine Woche tat sich nichts. Unsicher geworden, ob ich etwas übersehen hatte, befragte ich das Internet und las irgendwo den Tipp, die Puppen dunkel zu lagern. Also stellte ich sie in den Schrank – und vergaß sie prompt. Nach etwa einer Woche öffnete ich ihn wieder und wurde durch ein lautes Summen begrüßt. Die Fliegen waren geschlüpft!

Nachdem sie eingefroren und überbrüht wurden, haben meine Raubameisen die ersten Fliegen bekommen. Die Begeisterung war groß. Schnell waren etliche Arbeiterinnen dabei, die Fliegen einzutragen. Da sie deutlich leichter und weniger sperrig sind als Heimchen, gelang ihnen das auch.

20140531_145137.jpg
Eintragen von Goldfliegen


Wieder hat die Kolonie zeitgleich die Nestöffnung vergrößert, sodass die Fliegen bequem hindurchgetragen werden konnten. Meine schon im letzten Beitrag geäußerte Vermutung, dass dieses Verhalten kein Zufall ist, ist somit mit großer Wahrscheinlichkeit korrekt.

Die aktuallierte Futterliste sieht damit so aus:

Heimchen (verschiedene Größen): werden sehr gut angenommen
Goldfliegen: werden sehr gut angenommen
Wachsmaden: werden schlecht angenommen
Blütenhonig: wird gut angenommen, je nach Bedarf
„Blütenpollen“: werden ignoriert

Alle Futtertiere werden überbrüht und aufgetaut angeboten.

Übrigens haben meine Ameisen schon vor einiger Zeit einen neuen Honigplatz bekommen: Der kleine Plastiknapf wurde durch einen Stein mit einer natürlichen Mulde ersetzt, in der der Honig angeboten wird. Er gefällt mir optisch sehr gut, ist leicht zu reinigen und wird auch gut angenommen.



Einwöchige Abwesenheit

Im Zuge der Pfingstferien war ich eine Woche nicht zuhause und die Ameisen waren auf sich gestellt. Generell gibt es bei Abwesenheiten hauptsächlich zwei Probleme, die gelöst werden müssen: Futter- und Wasserversorgung.

Wasser:
Da meine Ameisen noch im Reagenzglas leben, war die Wasserversorgung sowieso gewährleistet. Vor einiger Zeit habe ich den Ameisen zusätzlich eine Tränke angeboten. Es bestand kein Interesse. Deshalb sah ich auch vor der Abreise davon ab, eine Tränke als zusätzliche Wasserquelle anzubieten.

Futter:
Ein paar Tage vor der Abreise begann ich die Kolonie „vollzustopfen“. Jeden Tag gab es mehrere Futtertiere. (Zum Vergleich: Der normale Fütterungsintervall beträgt zur Zeit 2-3 Tage) Kurz bevor ich das Haus verließ gab es noch ein paar gefrorene Fliegen. Ich machte mir keine all zu großen Sorgen um die Kolonie. Auch in der Natur kann eine Kolonie dieser Größe nicht hoffen, jeden Tag Insekten eintragen zu können. Eine Woche ohne Fütterung dürfte also eigentlich kein Problem sein.

Während der Abwesenheit wurde die Heizmatte ausgestellt.

Als ich nach einer Woche zurück kam, galt meine erste Sorge natürlich den Ameisen: Hatten sie es gut überstanden?

Es sah ganz so aus. Der Nesthügel war gewachsen. Arbeiterinnen fouragierten und bewachten das Nest. Reagierten gereizt, als ich den Deckel des Formikariums hob. Als ich sie dann fütterte, merkte man aber doch, dass die Kleine Kolonie hungrig war. Bestimmt zwanzig Arbeiterinnen (bis auf ein oder zwei Arbeiterinnen ausschließlich Formica sanguinea) stürzten sich förmlich auf die angebotenen Goldfliegen. Leider habe ich davon kein Foto gemacht.

Da der Nesteinblick immer noch schwierig ist, kann ich nicht sagen, wie es um die Brut steht. Ich gehe jedoch von keinen großen Verlusten aus.

Heute gab es dann noch zwei Heimchen, auch sie wurden gut angenommen.

CIMG6587.JPG

CIMG6590.JPG
Fütterung mit Heimchen


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Re: Formica sanguinea - Haltungsbericht

Beitragvon Kati » Dienstag 27. Januar 2015, 20:35

Achtung: Die Folgenden Beitrage sind aus dem eusozial-Forum übertragen und daher nicht aktuell.

Rote Folie (Juni 2014)

Wie im Diskussionsthread schon angerissen, war die bisherige Nestsituation nicht optimal. Nesteinblick war gar nicht möglich, oder mit großem Stress verbunden. Deshalb habe ich mich entschieden, die Alufolie gegen rote Farbfilterfolie auszutauschen.

Aufgrund der Tatsache, dass Farbfilterfolie UV-durchlässig ist, wird diskutiert, ob die Folie allein reicht, es wird von eventueller Brutschädigung durch UV-Licht gesprochen. Meine persönliche Meinung dazu ist, dass dies zu vernachlässigen ist. UV-Licht wird schon durch Glas relativ leicht gefiltert und schon kurz hinter dem Fenster ist kaum noch UV-Licht vorhanden. Mein Formikarium steht nur im indirekten Licht und etwa 2m vom Fenster entfernt. Dazu kommt das Glas des Formikariums selbst. Ich glaube nicht, dass UV-Licht ein Faktor ist, über den man sich unter diesen Umständen Gedanken machen muss.

Dennoch sind Formica sp. für ihre guten Augen bekannt. Deshalb fragte ich mich, ob die Ameisen nicht trotzdem Bewegungen oder helles Licht durch die Folie wahrnehmen würden.

Ich habe es einfach ausprobiert. Und siehe da: Die Ameisen lassen sich nicht durch hektische Bewegungen oder Blitzlicht stören. Dabei reagieren sie z.B auf Erschütterungen sofort panisch und mit hektischem Hin- und Herrennen.

Die Folie ist durchsichtig genug, um die Kolonie ohne Störung beobachten zu können. Für mich natürlich sehr schön und die Ameisen werden in Zukunft weniger gestresst.

CIMG6617.JPG
Nest mit Farbfilterfolie



Die Brut (Juni 2014)

Wie aufgrund des Proteinbedarfs schon vermutet, geht es der Brut gut. Durch die Folie sind gut viele große und kleine Larven sowie Puppen zu erkennen, die von den Arbeiterinnen umsorgt werden.

Passend zur aktuellen Diskussion ist mir beim Nesteinblick aufgefallen, dass die Puppen meine Formica sanguinea zu bestimmt einem Drittel bis zur Hälfte aus Nacktpuppen bestehen. Material, um den Larven das Einspinnen zu erleichtern, ist aber in dem naturnahem Becken durchaus vorhanden. Wird aber anscheinend nicht genutzt.

CIMG6634.JPG
Nesteinblick




Weintrauben (Juni 2014)

Weintrauben sind neben Erdbeeren eine meiner Lieblingsfrüchte. Und als ich gerade mit ihrem Verzehr beschäftigt war, kam mir der Gedanke, ob meine Formica sanguinea die Früchte vielleicht mögen würden.

Also nahm ich eine Traube und riss sie ein wenig ein, um den Ameisen den Weg an den süßen Saft zu erleichtern. Recht zügig untersuchten einige Arbeiterinnen die Frucht und waren offensichtlich interessiert. Nach wenigen Minuten nahm das Interesse jedoch ab.

CIMG6620.JPG
CIMG6624.JPG
Die süße Traube weckt Interesse



Kohlenhydrate im Test (Juni 2014)

Honig, verdünnter Honig, Honig-Zucker-Lösung, nur Zuckerlösung, was ist richtig? Eine Frage, bei der die Meinungen auseinander gehen. Ich habe bisher immer die Meinung vertreten, dass Honig für die Ameisen das Bester ist, da die Inhaltsstoffe ein breiteres Spektrum umfassen.

Jedoch meine ich auch, dass die Ameisen schon am besten wissen, was gut für sie ist. Also wollte ich einfach mal ausprobieren, was im direkten Vergleich besser angenommen wird. Dazu habe ich zuerst Blütenhonig mit gesättigter Zuckerlösung verglichen.

Zuerst möchte ich auf die Inhaltsstoffe von beidem eingehen.

Haushaltszucker ist kristalline Saccharose, ein Zweifachzucker. Für den Vergleich habe ich eine gesättigte Lösung angefertigt.

Honig besteht im wesentlichem ebenfalls Zuckern, und zwar hauptsächlich aus den Einfachzuckern Glucose (Traubenzucker, 22 bis 41%) und Fructose (Fruchtzucker, 27 bis 44 % ). Der Rest ist Wasser. In geringen Konzentrationen kommen auch andere Zucker, Pollen, Mineralstoffe, Proteine, Enzyme, Aminosäuren, Vitamine, Farb- und Aromastoffe vor. (Quelle: Wikipedia)

Für den Versuch wurden in jeweils einem kleinen Napf zwei bis drei Tropfen der jeweiligen Lösung angeboten. Links ist der Honig, rechts die Zuckerlösung.

CIMG6632.JPG
CIMG6640.JPG
CIMG6643.JPG
Zuckerwasser wird bevorzugt


Wie auf den Bildern zu sehen, wurde die Zuckerlösung deutlich besser angenommen. Dabei ist es nicht so, das beim Honig überhaupt kein Interesse da war. Auch der Honig wurde inspiziert und aufgenommen. Jedoch fiel auf, dass während die Arbeiterinnen am Honig oft nach wenigen Sekunden wieder von ihm abließen, blieben die Ameisen, die am Zuckerwasser tranken dort, bis ihre Gaster prall gefüllt war. Etwas, was auch sonst bei der bisherigen Honiggabe eher selten war.

Das Ergebnis des Vergleichs ist also, dass Honig zwar angenommen wird, jedoch schlechter als Zuckerwasser.

Ich fragte mich, warum das so ist und spontan fielen mir zwei Möglichkeiten ein:

1) Zuckerlösung kann durch die flüssigere Konsistenz besser aufgenommen werden.
2) Die Ameisen ziehen Zuckerlösung aufgrund der größeren Süße vor, da sie einen höheren Energiegehalt signalisiert.

Zu Möglichkeit 2 machte ich ein weiteres Experiment. Ich fertigte zwei weitere Saccharose-Lösungen an in unterschiedlichen Konzentrationen an. Dann bot ich auf einer Petrischale jeweils einen Tropfen an:

1 - reines Wasserquelle
2 – stark verdünnte Zuckerlösung
3 – schwach verdünnte Zuckerlösung
4 – gesättigte Zuckerlösung


Das Ergebnis ist wie erwartet: Die stärker konzentrierten Lösungen 3 und besonders 4 weckten deutlich mehr Interesse, die Ameisen können Zuckerkonzentrationen anscheinend also sehr fein unterscheiden. Interessanterweise wurde 1 besser angenommen als 2, wahrscheinlich um lediglich Trinkwasser aufzunehmen.

CIMG6648.JPG
CIMG6651.JPG
CIMG6649.JPG
hoher Zuckergehalt wird bevorzugt


Ameisen scheinen sich bei der Kolenhydrataufnahme also am Leitspruch „Viel hilft viel, desto mehr, desto besser.“ zu orientieren. Die höhere Süße ist für sie wahrscheinlich ein Hinweis auf einen höheren Energiegehalt, der für sich am wichtigsten ist. Andere Inhaltstoffe wie Aminosäuren und Vitamine ist für sie anscheinend weniger ein Kriterium.

Trotzdem kann hinzukommen, dass der dickflüssige Honig einfach schlechter aufgenommen werden kann. Dies werde ich in Zukunft durch den Vergleich von verdünntem Honig und Zuckerlösung in ähnlicher Konzentration überprüfen.

Was bedeutet das für die zukünftige Haltung? Honigtau, Zucker und Honig, alles ist für Ameisen eine Kohlenhydratquelle, die in erster Linie Energie liefern soll. Da die Ameisen Zuckerlösung deutlich lieber angenommen haben, werde ich in Zukunft vor allem diese füttern.



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Re: Formica sanguinea - Haltungsbericht

Beitragvon Kati » Dienstag 27. Januar 2015, 20:53

Achtung: Die folgenden Beiträge sind aus dem Eusozial-Forum übertragen und daher nicht aktuell.

Update nach langer Zeit (Oktober 2014)

Nach einiger Zeit gibt es wieder ein Update. Das wichtigste zuerst: Den Ameisen geht es ausgezeichnet.

Es ist sind drei Monate vergangen seit dem letzten Update, da mich Prüfungen und Urlaub vom Schreiben abhielten. Deshalb möchte ich erst einmal kurz zusammenfassen, was in der Zwischenzeit passiert ist:

Während des Sommers ging das Wasserreservoir des Neströhrchens zu Neige, sodass ich mich entschied vorerst eine Tränke anzubieten. Diese wurde auch gut angenommen. Als das Nest aber fast ausgetrocknet und die Tränke immer stärker frequentiert wurde, entschied ich mich, rechtzeitig vor dem bevorstehenden Winter, einen Umzug einzuleiten.

CIMG6664.jpg
Das frische Nest


Dazu umwickelte ich ein Standart-Reagenzglasnest mit roter Folie und sorgte mit einem zurecht gestutzten Stück Styropor für einen verengten Eingang. Als ich das alte Nest vorsichtig ein wenig zur Seite zog, wurde mir klar, dass die Kolonie ihren Hügel mittlerweile als vollwertigen Nestteil benutzte, in dem sich Arbeiterinnen, Brut, insbesondere Puppen, und sogar die Königin aufhielten.

Ich entfernte vorsichtig die rote Folie des alten Nests, legte das neue Röhrchen möglichst dicht daneben und lies die ohnehin schon aufgeregte Kolonie dann erst einmal in Ruhe.

CIMG6721.JPG
CIMG6722.JPG
CIMG6724.JPG
Die Kolonie zieht um


Der Umzug erfolgte ziemlich rasch, wenn auch nicht ganz zielstrehbig. So rottete sich zeitweise eine kleine Gruppe von Arbeiterinnen mit eine wenig hastig zusammen geklaubter Brut in einer Ecke zusammen. In dem Gewusel wurde deutlich, wie sehr die Kolonie eigentlich gewachsen war. Die Hunderter-Marke dürften sie langsam erreicht haben. Irgendwann saß die Kolonie dann aber im neuen Nest, beziehungsweise wieder im Hügel und ich konnte das alte RG entfernen.

CIMG6709.JPG
Brut wird zwischengelagert


In den nächsten Tagen waren die Ameisen viel mit Umbauen beschäftigt, und errichteten im hinteren Teil des Beckens einen neuen Hügel als Zweigstelle, in dem sich der Großsteil der Kolonie aufhielt. So hatte ich zwar wenig Nesteinblick, ihr Verhalten zeigt aber deutlich, dass sie auf ein feuchtes Nest nicht wirklich angewiesen sind, solange ihnen Wasser zur Verfügung steht – eine wichtige Erkenntnis für die Planung des nächsten Beckens!

Im September stand dann unser Urlaub an: Eine weitere Reagenzglas-Tränke wurde mit Zuckerwasser gefüllt und die Ameisen täglich mit einer großen Menge Insekten „vollgestopft. Knapp zwei Wochen waren sie auf sich gestellt und haben dies gut überstanden, auch wenn mir klar ist, dass das als größere Kolonie wahrscheinlich nicht mehr so funktioniert.


Einwintern
(Oktober 2014)

Die fallenden Temperaturen Mitte September gaben mir das Signal, die Ameisen auf den Winter vorzubereiten. Die Heizung wurde außer Betrieb genommen und das Formikarium wanderte in eine geschützte Ecke des Balkons. Der Plan war, zu warten, bis die Ameisen sich in ihr Röhrchen zurückgezogen und an die Temperaturen gewöhnt hatten, und sie dann in den Kühlschrank zu überführen.

Das klappte auch so halb: Nach ein paar kalten Tagen, sah man nur noch selten eine Arbeiterin herumlaufen und ich beschloss, die Ameisen kühlschrankfertig zu machen. Der Haken an der Sache war lediglich, dass die Kolonie sich zwar zurückgezogen hatte, aber an zig verschiedenen Orten.

Ein Viertel saß tatsächlich im Nest. Ein gutes Drittel hatte sich in einem hohlen Rindenstück versteckt. Beides wanderte in die Kühlschrankbox. Den Rest der Kolonie fand ich in Kleingruppen in allen Ecken des Formikariums, sodass ich gefühlt eine halbe Ewigkeit mit Löffel und Federstahlpinzette einzelne Arbeiterinnen einsammelte. Zum Glück waren sie durch die Kälte recht langsam, andernfalls wäre das Unterfangen unmöglich gewesen.

CIMG6997.jpg
Das Winterquartier


Nachdem ich praktisch die komplette Einrichtung begutachtet und entfernt hatte und mir sicher war, alle Arbeiterinnen gefunden zu haben, nahm ich das Becken mit ins Zimmer und stellte die Kolonie in den Kühlschrank. Nach einer Stunde bemerkte ich dann doch noch drei, vier mittlerweile wuseligere Arbeiterinnen, die ich ebenfalls einfing und zu ihren Schwestern setzte.

Die Kolonie hat sich in diesem ersten Jahr prima entwickelt. Ich hoffe sie sammelt in der Ruhepause reichlich Kraft und bin gespannt, wie sie dann nächstes Frühjahr weitermachen.

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Re: Formica sanguinea - Haltungsbericht

Beitragvon Kati » Dienstag 27. Januar 2015, 21:57

Winterupdate

Wie geht es der Kolonie?

Ich melde mich zurück mit einem Update aus der Winterruhe. Wie bereits berichtet, war die Plastikdose, zu Beginn mit (durchlöcherter) Folie abgedeckt. Da ich befürchtete, die Kolonie könnte zu wenig Luft bekommen entfernte ich sie jedoch bald. Ein Fehler, wie mir mittlerweile klar ist, hätte der geringere Sauerstoffgehalt die Ameisen wahrscheinlich weit weniger beeinträchtigt as die folgende Trockenheit. Durch die fehlende Abdeckung stieg die Verdunstungsrate stark an, was mir irgendwann an den völlig reglos da liegenden Arbeiterinnen auffiel. Leider waren diese wirklich tot: Auch nach separaten, 24-stündigem Erwärmen tat sich nichts. So fiel sicherlich 1/3 der Kolonie meinem Fehler zum Opfer. Zum Glück waren allerdings nur die Arbeiterinnen betroffen, die sich außerhalb des Reagenzglases aufhielten, sodass zumindest die Königin wohl auf ist. Damit wird die Kolonie zwar stark dezimiert in die neue Saison starten, aber immerhin wird es weitergehen.

Ich siedelte die Kolonie daraufhin in eine Dose mit Deckel um, um eine durchgängig höhere Luftemperatur zu gewährleisten. Auch eine Reagenzglastränke fügte ich bei. Im Bild ist außerdem ein Wattebausch als Abstandhalter zu sehen.

CIMG7125.JPG
neues Quartier


Alte und Neue Pläne

Der Winter ist die Bastel- und Planungszeit in der Ameisenhaltung. So mache auch ich mir über die nächste Saison und auch langfristig Gedanken. Zu Beginn des Winters entstand folgene Skizze.

Scan0001.jpg
"So oder so ähnlich"


Getreu dem Motto der Bildunterschrift entspricht der Plan nicht mehr meinen aktuellen Vorstellungen. So werde ich wahrscheinlich lieber ein externes Nest anschließen, da ein solches die Winterruhe einfacher macht und auch bei den Punkten Wassertank und Abnehmen der Sichtfolie keine Probleme bereitet. Die Idee, die Ameisen mit einen Spotstrahler zum Sonnen der Brut und vielleicht auch Hügelbau zu verleiten, gefällt mir immer noch gut.

Da die Kolonie stark dezimiert ist und ich im Frühjahr auch selbst umziehen werde, ist die konkrete Planung aber erst mal aufgeschoben. Die Kolonie wird im Frühling erst einmal zurück in ihr altes Becken ziehen und gepäppelt. Sobald es dann wieder bergauf geht werde ich mir Gedanken um eine neue Anlage machen.



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Re: Formica sanguinea - Haltungsbericht

Beitragvon Kati » Freitag 20. Februar 2015, 21:16

Untermieter!

So. Das Becken ist nun wieder eingerichtet und bewohnt. Frühe Auswinterung? Nein, ich habe mir mit der Beckendekoration eine kleine, sehr aktive Kolonie Temnothorax sp. ins Haus geholt.

Ich nutzte das schöne Wetter für einen ausgiebigen Spaziergang im Großen Garten (Dresdens großer Park) bei dem auch allerlei Steine, Äste und Moosstücke in den Taschen verschwanden. Die Auswinterung rückt näher und langsam wird es Zeit für eine Rebestückung des Beckens und eine Trockenmauer erwies sich als wahre Fundgrube.

Da die Kolonie ja leider dezimiert in die Saison starten wird habe ich mich auch erst einmal wieder mit dem 30x20 Becken begnügt. Dieses bekam eine Grundfüllung mit Sand-Lehm (es handelt sich hier um den wiederverwendeten Bodengrund vom letzten Jahr), in die dann Steine, ein moosbewachsener Ast und Moos gedrückt wurde. Das Ziel war es ein felsiges, sonnenbeschienenes Habitat nachzustellen. Dabei achtete ich auch ein wenig (wenn auch nicht viel) mehr auf Übersichtlichkeit als noch in der vorherigen Saison.

Einige Stunden nach Fertigstellung der Einrichtung habe ich dann noch einmal einen zufriedenen Blick ins Becken werfen wollen und siehe da: Da krabbelt doch was! In der Tat waren einige Temnothorax-Arbeiterinnen unterwegs, wohl etwas überrascht ob der plötzlich beendeten Winterruhe.

Ich habe mich entschieden die Kolonie erst einmal dort bleiben zu lassen wo sie ist. Ich mag Temnothorax sehr gerne und hoffe die Formica lassen sie soweit in Ruhe. In der Hoffnung die kleinen beim Honignaschen fotographieren zu können habe ich einen winzigen Napf mit Honig angeboten, bisher wurde dieser aber noch nicht entdeckt. Den Formica sanguinea scheint es nun ganz gut zu gehen. Ich bin gespannt, wie sie im neuen Monat aus der Winterruhe kommen werden.

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Anmerkung: Aus Gründen der einfacheren Handhabung wird dieser Bericht ab dieser Stelle unbebildert fortgeführt. Wer auch weiterhin nicht auf Bilder verzichten möchte, den verweise ich auf den vollständigen Bericht im Eusozial-Forum.
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Re: Formica sanguinea - Haltungsbericht

Beitragvon Kati » Montag 10. August 2015, 19:34

Untermieter II (Nachtrag vom 22.02.2015)

Als kleiner Nachtrag zum letzen Beitrag möchte ich noch ein weiteres Bild zeigen. Die kleinen Temnothorax haben den Honig schließlich doch entdeckt, allerdings erst, als ich ihn auf einem Stein angeboten habe.

CIMG7151.JPG



Wer genau hinschaut erkennt in der oberen Bildmitte unterhalb des Astes eine Anhäufung heller Krümel: Die Kolonie ist offensichtlich beim "Frühjahrsputz". Immer wieder verlassen Arbeiterinnen das Nest mit einem Holzkrümel in den Mandibeln, laufen vor zur Rand des Astes und lassen den Krümel über den Rand fallen.

CIMG7154.JPG
Und auch Heimchen schmeckt ihnen



Anlage 2015 (Nachtrag vom 04.03.2015)

Anders als zuerst geplant, habe ich mich entschlossen, doch noch ein zweites Becken anzuschließen. Auf einen Anschluss mittels Beckenverbindern verzichtete ich am Ende doch. Nach ein wenig Recherche quer durch die Ameisenforen hatte ich nicht das Gefühl, dass diese wirklich notwendig seien, und so entschied ich mich es vorest ohne zu versuchen.

Das zweite Becken richtete ich analog zum Ersten ein. Besonders gefreut habe ich mich über den Fund einer flachen Schiefer(?)-Platte, die ideal in das Becken passte und sich perfekt für das Anbieten von Futtertieren eignet. Mithilfe eines transparenten PVC-Schlauches (Außendurchmesser 28mm) verband ich dann die beiden Becken.


CIMG7211.JPG
Das zweite Becken


CIMG7208.JPG
Die fertiggestellten Arenen


Desweiteren fertigte ich ein Ytong-Nest an. Auf die Gründe hierfür werde ich später genauer eingehen. Der erste Versuch scheiterte leider beim Befestigen der Scheibe. Zwar hatte ich extra mit Porenbeton-geeigneten Dübeln gearbeitet, trotzdem brach der Stein beim Versuch, die Scheibe festzuschrauben. Sehr ärgerlich, schließlich war es der letzte Arbeitsschritt.

CIMG7165.JPG
Die Dübel haben den Stein gesprengt



Beim zweiten Versuch war ich klüger und lies rund um die Dübellöcher etwas mehr Platz. Außerdem verwendete ich einen etwas größeren Bohrer. So saßen die Dübel zwar zunächst recht locker, beim Einschrauben der Schrauben war aber nun genug Platz für geringfügige Ausdehnung der Dübel. Dieses zweite Nest fertigte ich auch gleich optimistisch ein wenig größer an. Angeschlossen wurde das Nest wieder mit transparentem Schlauch. An der Verbindungsstelle habe ich diesen zusätzlich mit Teflonband umwickelt. So ist der Anschluss wirklich dicht.

CIMG7202.JPG
Der zweite Versuch gelang

CIMG7205.JPG
Standort des neuen Nests



Der momentane Standort des Formikariums ist überigens ob des baldigen Umzugs als ein Provisorium zu betrachten. Aber vielleicht gefällt es den Ameisen ja, von Geschichten umgeben ihre Brut aufzuziehen?


CIMG7207.JPG
Anschluss an die Arena



Auswintern der Kolonie

Obwohl immer noch recht zeitig, habe ich mich zur Auswinterung der Kolonie entschieden. Zum Einen konnte ich es einfach kaum erwarten, die Ameisen wieder krabbeln zu sehen, zum Anderen hatte ich sie auch recht früh (Oktober) eingewintert. Außerdem machte ich mir aufgrund der Rückschläge während der Winterruhe auch einfach ein wenig Sorgen um das Volk.

Beim Auswintern hörten diese leider nicht auf. Der Wassertank des Reagenzglases lief aus. Voller Sorge um die Kolonie ordnete ich so erst einmal einen Zwangsumzug in ein trockenes Nest an. Dies war sicher nicht die stressfreieste Methode, die Kolonie aus der Winterruhe zu holen, aber zumindest gab hier keine weiteren Verluste.

Hierbei stellte ich fest, das die Kolonie offenbar kein großer Fan von Reagenzglas-Nestern ist. Das blanke Glas schien sie abzuschrecken. So pinselte ich den Boden ein wenig mit Sand-Lehm an und füllte den verderen Teil des Röhrchens locker mit Moos. Trotzdem entschied ich mich, Reagenzglasnestern mit all ihren Nachteilen den Rücken zu kehren und frühzeitig eine Alternative aus Ytong anzubieten. Deren Bau habe ich weiter oben ja bereits beschrieben. Mittlerweile ist das Nest angeschlossen und wird auch schon bewässert. Sollten die Ameisen mit ihrem RG weiterhin nicht zufrieden sein, haben sie nun die Möglichkeit des Umzugs.

In den ersten Tagen war die Kolonie wenig überraschend recht ruhig. Mittlerweile sind meist 2 oder 3 Arbeiterinnen unterwegs, die auch häufig im Nachbarbecken unterwegs sind. Begegnen sie dabei einer Temnothorax-Arbeiterin so verharren beide kurz eher die Kleinere geduckt davon huscht. Der Andrang an Honig und Zuckerwasser ist bei den Formica sanguinea noch nicht sehr hoch. Nur vereinzelt sind Arbeiterinnen an den entsprechenden Näpfen zu sehen. Intresse an Proteinen haben bislang nur die Temnothorax. Dennoch habe ich bereits frische Futtertiere bestellt und vorbereitet. Erstmals werde ich auch Schaben und Drosophila anbieten.


CIMG7218.JPG
Zwei F. sanguinea beim Nest der Temnothorax



Ein Angebot im Supermarkt konnte ich nicht ausschlagen: Ein Mini-Sortiment von verschiedenen Honigsorten, inklusive Waldhonig. Zwar biete ich meinen Ameisen mittlerweile vor allem Zuckerwasser an, jedoch gibt es zur Abwechslung oder Alternative auch Honig. Dieser hat übrigens auch den Vorteil, dass er weniger schnell eintrocknet. Somit bildet er meist auch eine "eiserne Reserve", wenn ich das Austrocknen des Zuckerwassers nicht rechtzeitig bemerkt habe.

CIMG7161.JPG
Das Zuckersortiment für meine Ameisen



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Anmerkung: Ups, doch mit Bildern. ;)
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Re: Formica sanguinea - Haltungsbericht

Beitragvon Kati » Montag 10. August 2015, 20:09

Der Hunger ist da und er ist groß (Nachtrag vom 08.03.2015

Kurz nachdem ich im letzten Update beschrieben hatte wie wenig Interesse die F. sanguinea noch an Insekten, sah ich dann eine Arbeiterin, die interessiert das Heimchen untersuchte. Der Hunger war geweckt! Das Heimchen wurde dann noch eingetragen.

CIMG7225.JPG
Das Heimchem wird entdeckt

CIMG7238.JPG
..und verschwindet im Nest


In den folgenen Tagen gab es dan täglich Proteine, schließlich soll die Kolonie ihre Winterverluste möglichst schnell ausgleichen. Heimchen wurden immer gut angenommen. Auch große flugunfähige Drosophila, waren ein gern gesehender Snack für die Formica und eine leckere Mahlzeit für die Temnothorax. Ab gestern gab es dann auch wieder eines ihrer Lieblingsinsekten: Goldfliegen.

CIMG7228.JPG
Zweiflügler werden immer gut
angenommen



Lediglich die angebotene Schabe wurde nicht groß beachtet, auch nicht, nachdem dren Chitinpanzer etwas geöffnet wurde. Dafür erfreuen sich jetzt die kleinen Temnothorax daran, die sich auf der Suche nach Kohlenhydraten in das zweite Becken gewagt haben.

CIMG7241.JPG
Temnothorax wagen sich in das
zweite Becken


Ein Blick ins Nest der F. sanguinea bestätigte meine Vermutung: Es ist ein großes Eipaket vorhanden.

Desweiteren wurden die verschiedenen Honigsorten, sowie Zuckerrübensirup ausprobiert. Der Honig wurde meist recht gut angenommen, der Sirup rief kein großes Interesse hervor. Ich vermute, er war den Ameisen pur einfach zu zähflüssig.



Das neue Nest

Die Formica scheinen auch hin und wieder in das neue Ytongnest gefunden zu haben. Bisher wurde es aber nur verwendet, um eine einzelne tote Nestschwester zu entsorgen. Ich vermute, dass es ihnen auch noch ein wenig zu groß ist, aber das ist ja gewollt. Ich bewässere es weiterhin und beobachte, welcher Bewässerungsntervall und welche Intetsität nötig ist, damit sich der gewünschte Feuchtigkeitsgradient am besten einstellt. Ich habe es nun zusätzlich auch mit roter Farbfilterfolie (LEE 106, "Primary Red") ausgestattet.

CIMG7243.JPG

CIMG7244.JPG
Noch ist das Nest unbewohnt


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Re: Formica sanguinea - Haltungsbericht

Beitragvon Kati » Montag 10. August 2015, 20:21

Umzug

Der Titel trifft gleich zweifach zu: Zum einen sind die Ameisen schon vor einiger Zeit in das Ytong-Nest umgezogen, zum anderen sind wir auch gleich in eine anderen Wohnung gezogen, inklusive der Ameisen natürlich. Im neuen Zuhause hat die Kolonie nun einen Ehrenplatz im Wohnzimmerregal, wo sie schon den einen oder anderen Besucher fasziniert hat.

CIMG7270.JPG
Der neue Platz des Formikariums


Wie auf dem obigen Bild zu sehen, steht das Nest mittlerweile in einer speziell angepassten Box. Aus einer baumarkttypischen Holzkiste wurden die Grifflöcher so ausgesägt, dass sie Aussparungen für Schläuche und andere Anschlüsse bilden. Damit das Nest, das natürlich befeuchtet wird, nicht direkt auf dem Boden aufliegt, wurden Nuten aus Heißkleber aufgeklebt. So sind zwischen Nest und Boden der Box einige mm Luft.

CIMG7273.JPG
Nestbox mit Zugang


CIMG7272.JPG
Noch unbenutzte Anschlussmöglichkeit


CIMG7274.JPG


CIMG7275.JPG
Box mit Heißkleber-Nuten


In dem neuen Nest ist nun auch die Kolonieentwicklung bequem zu verfolgen. Die regelrechte Mästung mit Insektenfutter zeigt Wirkung. Mittlerweile ist einiges an Brut, insbesondere an Puppen vorhanden. Auch die Gaster der Königin sieht, regelrecht aufgequollen aus. Tagsüber werden diese Puppen nun meist auf die Stelle über der Heizmatte getragen: Dabei sind sie sich nicht immer ganz einig, sodass einige Arbeiterinnen die Brut heraustragen, während Andere Selbige emsig wieder hereinbringen.

Ich habe ausnahmsweise auch einmal die rote Folie für ein Foto entfernt. Gut zu erkennen sind die vielen Puppen und auch die Königin ist leicht auszumachen. Zu bedenken ist, dass sich zum Zeitpunkt der Aufnahme bereits einige Arbeiterinnen außerhalb des Nestes (an besagter Heizstelle) aufhielten.

CIMG7277.JPG


Ein Licht geht an (Nachtrag vom 28.04.2015)

Gestern wurde nun auch eine passende Beleuchtung erworben. Eine Küchenunterbaulampe passte perfekt über die beiden Arenen und beleuchtet nun tagsüber die Anlage.

CIMG7288.JPG
Beleuchtete Anlage



Schwarmflug der Winzlinge

Etwa eine Stunde nachdem der Ameisentag beendet wurde, also Licht und Heizung ausgingen, warf ich dann nach mal einen Blick auf die Anlage. Und siehe da: Die kleinen Temnothorax sp. schwärmen! Etwa 15-20 Geschlechtstiere krabbelten die Glasscheiben hoch. Dabei war der Anteil an rötlich-braun gefärbten Weibchen deutlich höher als der der schwarzen, sehr viel kleineren kleineren Männchen. Zuerst wunderte mich die ungewöhnliche Schwarmzeit, aber laut Seifert schwärmt gerade Temnothorax kurz vor oder nach Sonnenaufgang. Ob das Ausgehen der Lampe daher als Signal gewirkt hat?

Ich zeige einige Bilder:

CIMG7287.JPG

20150427_222211.jpg

CIMG7281.JPG
Eine Jungkönigin sucht einen Abflugplatz



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Zuletzt geändert von Kati am Montag 10. August 2015, 21:41, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Formica sanguinea - Haltungsbericht

Beitragvon Kati » Montag 10. August 2015, 20:33

Vermisst: Temnothorax sp.

Wo sind sie? Umgezogen, dass steht fest. Ich halte es für wahrscheinlich, dass es ihnen in ihrem Ast zu warm wurde, schließlich befindet sich dieser genau über der Heizung. Möglicherweise sind sie zwischen die Steine in der zweiten Arena gezogen, da hier noch am häufigsten eine Arbeiterin zu sehen ist. Aber es ist selten geworden, viel sieht man von ihnen nicht mehr. Ob Teile des Volks, vielleicht auch die Königin, verstorben sind? Ich vermute es fast. Eventuell haben sie sich nach dem Abschwärmen der Geschlechtstiere (Die auch an mehreren anderen Zeitpunkten noch einmal losflogen) auch einfach zurückgezogen. Ich kann es nicht sagen, aber sie bleiben verschollen.


Volkszählung


Im Gegensatz dazu machen sich meine Formica prächtig. Sie sind aktiv, ziehen Nachwuchs auf und immer hungrig. Tagsüber tragen sie nach wie vor gerne ihre Puppen und älteren Larven auf die Wärme der Heizmatte. Obwohl viel gefüttert wird und dementsprechend Brut vorhanden ist, wirkt die Königin recht schlank. Von Physogastrie keine Spur. Ist dies normal für Formica?

CIMG7333.JPG
F. sanguinea fallen über eine Schabe her


Anhand eines Bildes konnte ich etwa 120 Arbeiterinnen auszählen. Plus die 20-30, die zum Zeitpunkt der Aufnahme panisch das Weite gesucht hatten oder fouragierten kommt das Volk somit auf etwa 150 Arbeiterinnen.

image.php.jpg



Alternative Zuckerquellen

Honig war gestern, heute ist in, was anders ist. Spaßeshalber bot ich alternative Zuckerquellen an. Passionsblumen haben an den Blättern Nektarien, von denen meine Ameisen ganz begeistert sind. Natürlich bieteten ein oder zwei Blätter eher einen Schauwert, als eine tatsächliche Alternative zur Zuckergabe durch Honig.

CIMG7300.JPG
Eine Arbeiterin sucht nach Nektarien


Auch interessiert waren sie an einer Blattlauskolonie, der eine Dahlie zum Opfer gefallen ist. In einem Schnapsglas als Vase hielt sich der stark befallende apikale Spross der Pflanze noch einige Tage, und die Formica hatten genug Zeit, Läuse zu melken, umherzutragen oder zu fressen.

CIMG7323.JPG
Läuse im Glas




Heute ist Geburtstag :happybirthday:

Zumindest so ungefähr. Meine Kolonie wird nämlich (ungefähr) zwei Jahre alt, gezählt ab der Gründung. Dies wurde mit einem leckeren Festmahl gefeiert.

CIMG7313.JPG

CIMG7310.JPG
Lecker Schmaus und fette Party!


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Re: Formica sanguinea - Haltungsbericht

Beitragvon Kati » Montag 10. August 2015, 21:05

Raptiformica raubt

Nomen est omen... Die Raubameisen haben meine Temnothorax ausgeraubt. Ich warf einen nichtsahnenden Blick ins Formikarium und der Anblick der sich mir bot war: Chaos. Temnothoraxarbeiterinnen liefen die Glaswände hoch, nicht wenige mit winzigen Larven zwischen den Mandibeln. Nach einer Weile entdeckte ich sogar die Königin, die sich in einer Ecke verkrochen hatte. Und zwischen all den verängstigten Temnothorax: Meine Raptiformica, die wie aufgestachelt zwischen dem Nest der Temnothorax im Moos zwischen den Steinen und ihrem eigenen hin und her liefen. Jede, die ins Nest zurückkehrte mit einer erbeuteten Larve.

Geschockt verstopfte ich erst einmal den Verbindungsschlauch zwischen den beiden Arenen. Sicher, so ein Raubzug ist interessant, aber bitte nicht an meinen Temnothorax, die ich inzwischen sehr liebgewonnen hatte. Schon bald war der Schlauch voller Raptiformica Arbeiterinnen, die wie im Wahn versuchten, den Papierstopfen zu durchbeißen. Mit einem Pinsel fischte ich ihre Schwestern aus dem zweiten Becken. Die Barriere blieb zwei Tage und zusätzlich wurde der Steinboden geschrubbt, um Pheromonspuren der Raptoformica zu entfernen. Als ich den Stopfen dann entfernte beobachtete ich die Ameisen genau, aber alles blieb ruhig.

Was habe ich also gelernt?


1. Meine Ameisen sind erbarmungslose Räuber.
2. Die Temnothorax gibt es noch, wenn auch dezimiert in ihrer Brut

Die Imagi der Temnothorax kamen nicht zu Schaden. Ich denke dies ist ihrem ausgesprochenen Fluchtinstinkt geschuldet, so haben sie zwar viel Brut einbüßen müssen, aber Volk und Königin sind wohlauf.



Ohne Worte - Bilder vom Sommer


D71_4242.jpg

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Anmerkung: Doch noch ein paar Worte zu der oben abgebildeten Beute. Diese habe ich nicht für die Ameisen getötet. Sie wurde von einem armen, in den vergangenen Tagen schon mehrfach gestochenen Mitmenschen erschlagen und erst im Anschluss von mir der Verwertung durch die Ameisen zugeführt.

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Re: Formica sanguinea - Haltungsbericht

Beitragvon Kati » Samstag 26. September 2015, 17:09

Gute Nacht!

So, da schon seit einiger Zeit keine Brut mehr vorhanden war und die Außenaktivität sich asymptotisch dem Nullpunkt näherte, heißt es für meine Ameisen: Ab in den Kühlschrank. Die Kleinen haben eine tolle Saison hingelegt und ich freue mich schon auf das nächste Jahr!
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Re: Formica sanguinea - Haltungsbericht

Beitragvon Kati » Dienstag 13. Oktober 2015, 12:56

Und Temnothorax?

Der aufmerksamere Leser hat sich vielleicht schon gefragt, was mit den kleinen Mitbewohnern meiner Formica geschehen ist. Die Antwort ist, sie wurden ausgegraben und an ihren Fundort in der Natur zurückgebracht.

Ich habe den Lehm gewässert, sodass ich die Formikariumeinrichtung Stück für Stück entfernen konnte. Unter einem Moospolster habe ich sie dann gefunden. Die Kolonie hatte wirklich viel Brut aber recht wenig Arbeiterinnen. Sind da vielleicht einige gestorben, eventuell vertrocknet? Jedenfalls habe ich die Kolonie mit Moos und frei laufenden Arbeiterinnen in einer Dose zwischengelagert, damit die Tiere sich sammeln konnten. Sie sammelten umherliegende Brut ein und verkrochen sich im Moos, wo ich sie über Nacht beließ. Heute habe ich sie dann zurück in den Großen Garten gebracht und das Moospaket vorsichtig in die Streuschicht einer Eichengruppe gelegt.

20151013_103158.jpg
Kurz vor der Auswilderung



Neues Winterquartier

Meine Formica sanguinea kommen derweil in den Luxus eines eigenen Kühlschranks. Ich habe mir gebraucht eine Minibar zugelegt, die nun als Winterquartier genutzt wird. Angeblich ist auf höchster Stufe eine Kühlung auf 4-5 °C möglich, ich werde in den nächsten Tagen aber einmal mit dem Thermometer nachmessen.

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700_5036.jpg
Das neue Winterquartier


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