über Vogelspinnen auf Mallorca [und andere Neobiota]

Re: über eingeschleppte Vogelspinnen auf Mallorca

Beitragvon Anon » Samstag 26. September 2015, 13:32

Steffen Kraus hat geschrieben:mich würde interessieren, da es ja sehr viele verschiedene Olivenbäume gibt,
werden nur die von Menschen vermehrten Arten befallen oder auch die Wildformen.
Tatsächlich zeigen manche Unterarten des Olivenbaums [Olea europaea] derzeit nur milde Symptome des Befalls. Das Züchten resistenter Olivenbäume wäre aber keine Lösung, zumindest keine kurzfristige. Dazu wachsen die Olivenbäume einfach viel zu langsam. Trotzdem wird daran bereits geforscht.

Steffen Kraus hat geschrieben:Da die Zuchtformen, durch Stecklinge vermehrt werden, sind diese auch anfälliger gegen Krankheiten.
Keine Ahnung, ob das in diesem Fall wirklich so ist, oder ob die Klone nicht genauso widerstandsfähig wie die Mutterpflanzen sind. Immerhin klappt(e) das auf diese Weise ja schon ein paar tausend Jahre.
Edit: Viel entscheidender für robuste Bestände ist m.E. regelmäßige Baumpflege. Obwohl das bei Xylella-Befall keinen nennenswerten Unterschied ausmacht.

Steffen Kraus hat geschrieben:So gesehen, hätte das Problem seinen Ursprung beim Menschen durch den Eingriff in natürliche Abläufe.
Mag wohl sein. Aber ich würde daraus kein "Selber Schuld!" o.ä. ableiten, mir tun die Olivenbauern leid, die schon seit vielen Generationen von den Bäumen lebten und hart für ihren Broterwerb gearbeitet haben.

Steffen Kraus hat geschrieben:Aber das ist halt Evolution, die Natur findet immer einen Weg sich zu verbreiten oder zu vermehren.
Ob positiv oder negativ, für uns Menschen.
Das (unwissende) Einschleppen gefährlicher Krankheitserreger aus weit entfernten Regionen der Welt (wahrscheinlich Costa Rica) hat m.E. nichts mit [natürlicher] "Evolution" zu tun. Auch nicht, wenn das Bakterium weiter mutiert und zukünftig (wie befürchtet wird) zusätzlich auf Weinreben und andere Nutzpflanzen überspringt.


Weiterführende interessante Links und Quellen:
http://ec.europa.eu/food/plant/docs/pla ... eas_en.pdf
http://ec.europa.eu/food/plant/docs/pla ... ons_en.pdf
https://de.wikipedia.org/wiki/Olivenbaum
http://www.spektrum.de/news/bakterien-b ... me/1355730
  • 5

Anon
 

Re: über eingeschleppte Vogelspinnen auf Mallorca

Beitragvon Anon » Sonntag 27. September 2015, 19:10

Hallo Forum,

da sich offensichtlich einige User für das Thema interessieren, denke ich, dass es sich lohnt, diesen Thread sorgsam weiter zu führen.

Werde daher auch zukünftig (in loser Reihenfolge) über eingeschleppte Neobiota, insbesondere aber über:

- die weitere Ausbreitung des Roten Palmenrüssel-Käfers [Rhynchophorus ferrugineus]; in Bezug auf die Insel Mallorca

- die weitere Ausbreitung der Asiatischen Tigermücke [Aedes (Stegomyia) albopictus]; in Bezug auf Mallorca und Deutschland

- die weitere Ausbreitung des Feuerbakteriums [Xylella fastidiosa]; in Bezug auf das gesamte Europa

berichten.

(Ich bin sicher, da werden sich in naher Zukunft weitere - leider teils dramatische - Entwicklungen abzeichnen.)


P.S. Nur für den Fall, dass der ein oder andere Ameisenhalter hier im Forum etwaige Befürchtungen hat:

NEIN, ich werde in diesem Thread KEINEN Bogen zur Ameisenhaltung (oder zu diesen Zwecken importierten exotischen Ameisen, oder den davon ausgehenden eventuellen Gefahren) schlagen. Versprochen!

Daher sind diesbezügliche eventuelle Grundsatzdiskussionen in diesem Thread auch nicht erwünscht! ;)

Dann bis bald, es gibt Neues über das Feuerbakterium zu berichten.....

Emse(!) :)

P.P.S. Die kürzlich auf Mallorca entdeckten Vogelspinnen bleiben natürlich ebenfalls weiterhin Thema.... :D
  • 6

Anon
 

Re: über eingeschleppte Vogelspinnen auf Mallorca

Beitragvon Anon » Montag 5. Oktober 2015, 10:44

Neues über das Feuerbakterium

Über die Ausbreitung von Xylella fastidiosa in Südostitalien (Apulien) habe ich in diesem Thread ja schon berichtet.

Jetzt gab es Meldungen in den Medien, dass eine weitere Unterart des Bakteriums auf der (von Apulien mehr als 600 km entfernten) Insel Korsika entdeckt wurde: Xylella fastidiosa subsp. multiplex, eingeschleppt über importierte Zierpflanzen.
Diese Unterart befällt unter anderem auch Mandelbäume und andere Prunus-Arten. Nach jetzigem Erkenntnisstand ist der gefundene Erreger zwar weder für Olivenbäume, Zitrusbäume und Weinreben gefährlich, allerdings könnte er für die auf der Insel durchaus in nennenswertem Umfang bestehenden Mandel-, Pfirsich- und Aprikosenanbauflächen zukünftig ein ernsthaftes Problem darstellen.

Erstmalig wurde Xylella auf Korsika im Juli entdeckt. Seitdem gab es in den vergangenen Wochen immer wieder neue Berichte über weitere Funde infizierter Pflanzen an mittlerweile 68 verschiedenen Standorten. Bislang handelte es sich bei allen befallenen Pflanzen um Polygala myrtifolia, einer Kreuzblume. Anfang September wurde das Bakterium jedoch ebenfalls auf einer Pelargonium-Art nachgewiesen.

Ähnlich wie in Italien wurden auch auf Korsika sofortige Notfallmaßnahmen ergriffen, wie etwa Importverbote aller in Frage kommenden Wirtspflanzen (insgesamt ca. 200!) sowie großflächige "Desinfektionen" rings um die Befallsstellen herum.

Werde mich hier wieder melden, wenn es Neues dazu gibt!

Quellen:
http://www.fruchtportal.de/artikel/kors ... ich/016497
http://www.eppo.int/QUARANTINE/special_ ... idiosa.htm
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-137878613.html
http://www.baes.gv.at/fileadmin/user_up ... 092015.pdf
  • 3

Anon
 

Re: über eingeschleppte Vogelspinnen auf Mallorca

Beitragvon Anon » Dienstag 6. Oktober 2015, 19:55

Notiz: Die aus Südostasien nach Europa eingeschleppte Hornissenart Vespa velutina wurde erstmalig auf Mallorca nachgewiesen.

Quellen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Vespa_velutina
http://www.mallorcazeitung.es/tiere/201 ... 38993.html
http://dbalears.cat/especials/2015/10/0 ... lorca.html
und in Bezug auf DE:
http://www.hymenoptera.de/html/system/f ... rnisse.pdf
  • 3

Anon
 

Re: über eingeschleppte Vogelspinnen auf Mallorca

Beitragvon Anon » Samstag 10. Oktober 2015, 12:39

Oft werde ich gefragt, ob es auf Mallorca auch (giftige) Schlangen geben würde.

Ein kürzlich erschienener Artikel der Mallorca-Zeitung gibt Antwort auf diese Frage; hier ein paar Auszüge daraus:

Wenn es vor der Tür oder gar im Haus zischt, ist der Schreck oft groß. Aber: „Auf der Insel gibt es keine gefährlichen oder giftigen Schlangen", sagt Lluís Parpal, Leiter des Cofib, der mit Wildtieren betrauten Behörde.Vier Arten schlängeln sich häufiger über die Insel. Alle wurden über die Jahre eingeschleppt. Die Vipernnatter und die Kapuzennatter schon vor so langer Zeit, dass sie als heimisch gelten. Die Kapuzennatter steht auf der Liste der bedrohten Arten und darf nicht getötet werden.
Die Hufeisennatter und die Treppennatter kamen dagegen erst vor zehn bis 15 Jahren nach Mallorca. „Zu dieser Zeit haben viele Hausbesitzer Olivenbäume aus Andalusien gekauft, in denen die Schlangen entweder noch als Eier oder zum Überwintern versteckt waren", sagt Parpal. Eine fünfte Art, die Eidechsennatter, rangiert unter ferner liefen: Von ihr wurden bislang nur drei bis vier Exemplare gesichtet.
Die für Inselbewohner auffälligste Art ist die Hufeisennatter. Aus einem ganz einfachen Grund: Sie ist Spezialistin in der Jagd auf Mäuse und Ratten. Diese wiederum leben nun einmal besonders häufig in der Nähe von Menschen und haben dann die Schlangen im Schlepptau.


Wer den ganzen Artikel lesen möchte, hier geht´s zur Quelle: http://www.mallorcazeitung.es/tiere/201 ... 38679.html

Und hier der Link zur Fotogalerie: http://multimedia.mallorcazeitung.es/fo ... 3307.shtml
  • 3

Anon
 

Re: über eingeschleppte Vogelspinnen auf Mallorca

Beitragvon Steffen Kraus » Samstag 10. Oktober 2015, 13:48

Hallo,
für mich, als Reptilienliebhaber, ein schöner Bericht.
Da hier, wie Nipian schon geschrieben hat, hier ist kein Kuschelforum bei dem alles hingenommen wird, habe ich doch einen kleinen Einwand.
Ich finde nicht, daß in dem Bericht, die Frage, ob es Giftschlangen oder nicht auf Mallorca gibt, eindeutig beantwortet wird.
Es stimmt zwar, keine der einheimischen oder zugewanderten Schlangen gehören zu den Vipern oder Ottern, aber,
der Malpolon oder Eidechsennatter, ist eine Trugnatter,
mit echten Giftzähnen und natürlich Giftdrüsen, im hinteren Oberkiefer.
Auch wenn, die Vergiftungserscheinungen, bei weitem nicht die Tragweite von Bissen europäischen Vipern oder Ottern hat,
ist diese Schlange eine Giftschlange.
Gruß Steffen
  • 4

,,es ist nicht wichtig, was andere denken wenn man kommt, es ist wichtig was sie denken, wenn man geht!
Benutzeravatar
Steffen Kraus
Mitglied
 
Beiträge: 181
Registriert: Samstag 24. Januar 2015, 21:41
Bewertung: 488

Re: über eingeschleppte Vogelspinnen auf Mallorca

Beitragvon Anon » Samstag 10. Oktober 2015, 17:30

Hallo Steffen,

freut mich, dass dir der Bericht gefallen hat und danke für deinen Einwand.

Und ja, du hast vollkommen recht, die Europäische Eidechsennatter ist für den Menschen schwach-giftig und als Giftschlange zu betrachten!

Zum einen sind gefährliche Giftbisse dieser Schlange aber bei Menschen aus zwei Gründen äußerst selten: Erstens ist die Eidechsennatter sehr scheu und zweitens sitzen die Giftzähne weit hinten im Maul der Schlange. So bekommt man meist beim Biss gar kein Gift ab. (Gleiches gilt übrigens auch für die Kapuzennatter, die ebenfalls zu den Trugnattern gehört.) Außerdem beschränkt sich die Eidechsennatter bei Bedrohungen durch Menschen eher auf Scheinangriffe, Schnappen und Lautäußerungen. Um sie wirklich zum zubeißen zu bringen, muss man das Tier schon absichtlich anfassen:
Bissunfälle entstehen erst durch das mutwillige Ergreifen des Tieres, das Festhaltebisse als Abwehr auslöst, bei denen die Schlange das Gift einzukauen versucht. Todesfälle oder lebensbedrohliche Vergiftungen sind aber nicht bekannt. https://de.wikipedia.org/wiki/Europ%C3% ... hsennatter


Zum anderen wurde die Eidechsennatter in den letzten 15 Jahren lediglich viermal auf Mallorca entdeckt. Bei allen vier entdeckten Exemplaren handelte es sich um ausgewachsene Tiere. Dies ist ein Indiz dafür, dass sich die Eidechsennatter auf der Insel nicht vermehrt. Insofern ist sie hier "eigentlich" auch nicht wirklich verbreitet und läuft (wie im Artikel auch schon erwähnt) unter "ferner liefen".

Insofern ist die Aussage des Behördenvertreters in der Mallorca-Zeitung zwar nicht zu 100% korrekt, aber nach wie vor stimmig.
Insbesondere wenn man noch folgende Ergänzung - auf den Menschen bezogen - zufügt:
„Auf der Insel gibt es keine gefährlichen [i.S.v. angriffslustig] oder giftigen [i.S.v. ernsthaft gesundheitsgefährdend] Schlangen"


edit: Schön, dass sich das Thema aufgrund deiner Informationen noch genauer aufdröseln ließ! :)

Für den Zeitungsleser aber dürfte die Information, dass man als Tourist (oder Einheimischer) auf Mallorca keine Angst vor - teilweise eingeschleppten - (Gift-)Schlangen haben muss, i.d.R. zufriedenstellend sein. ;)

edit2: Ich habe bisher in all den Jahren hier auf der Insel kein einziges Mal von Schlangenbissen gehört oder gelesen.
  • 4

Anon
 

Re: über eingeschleppte Vogelspinnen auf Mallorca

Beitragvon Anon » Montag 12. Oktober 2015, 13:12

"Angst vor Olivenbaum-Plage: Mallorca verschärft Kontrollen"

"Das balearische Umweltministerium hat die Kontrollen zur Bekämpfung des Erregers Xylella fastidiosa, der Europas Olivenbäume befällt, ausgeweitet. So wurden die Reedereien angewiesen, alle verdächtigen Transporte von Bäumen und Pflanzen nach Mallorca dem Ministerium zu melden." [Quelle: http://www.mallorcazeitung.es/lokales/2 ... 39080.html]


Soweit ein Auszug aus der aktuellen Mallorca-Zeitung.

Nach hunderten bereits erfolgter Stichproben in Landwirtschaft und Handel gilt die Insel als derzeit befallsfrei.
Zukünftig werden (möglichst alle) Pfanzenimporte auf das Bakterium hin kontrolliert.

Bemerkenswert, dass in diesem Fall tatsächlich mal vorbeugend gehandelt wird; und nicht, wie sonst üblich, erst dann wenn "das Kind bereits in den Brunnen gefallen" ist. Aber kein Wunder, sollte Xf auf die Insel gelangen, könnte es sich innerhalb weniger Monate großflächig ausbreiten und ganze (Nutz-)Baumbestände zerstören. Besonders den hiesigen Olivenbauern geht daher momentan "der Arsch ganz schön auf Grundeis"....

weitere Quellen:
http://www.diariodemallorca.es/mallorca ... 62015.html
_______

edit, nochmal abschließend zurück zu den Schlangen: Habe mir lange überlegt, ob ich die Redakteurin auf die inhaltlichen Fehler ihres Artikels in der Mallorca-Zeitung aufmerksam machen soll. Schließlich gibt es auf Mallorca (dank Steffens Informationen) sehr wohl Giftschlangen!

Streng genommen sollte ich das zwar tun, werde es aber aufgrund der Tatsache, dass die betroffenen Schlangen (Eidechsen- u. Kapuzennatter) als mindergiftig gelten (und es in der Vergangenheit zu keinen nennenswerten Unfällen gekommen ist), lassen!
Das erspart dem "Allgemeintouristen" unnötige Panikattacken und schützt die (eigentlich ungefährlichen!) Schlangen vor blindwütigen Verfolgungen....
  • 5

Anon
 

Re: über eingeschleppte Vogelspinnen auf Mallorca

Beitragvon Anon » Dienstag 13. Oktober 2015, 12:19

Notiz: Das Feuerbakterium ist in Frankreich angekommen!

"Auf dem französischen Festland ist erstmals eine durch Bakterien übertragene unheilbare Pflanzenkrankheit nachgewiesen worden. Der Verdacht der Erkrankung eines Kreuzblumenstrauches durch eine Unterart des Bakteriums Xylella fastidiosa in der Region Nizza habe sich bestätigt, teilte das Landwirtschaftsministerium in Paris am Dienstag mit."
[Quelle: http://www.zeit.de/news/2015-10/13/fran ... d-13125403]


Die Meldung ist gerade mal ein paar Minuten alt, werde etwas ausführlicher berichten, sobald es genauere Informationen gibt.

.
  • 2

Anon
 

Re: über eingeschleppte Vogelspinnen auf Mallorca

Beitragvon Boro » Dienstag 13. Oktober 2015, 13:34

Das angesprochene "Feuerbakterium" erinnert mich daran, dass wir auch hierzulande von ähnlichen Invasionen heimgesucht werden:
Der gefürchtete "Feuerbrand" angeblich aus den USA "eingewandert", ist seit 1993 in Österreich nachgewiesen. Ganze Obstplantagen wurden seither schon gerodet, die Bekämpfungsmaßnahmen der meldepflichtigen Pflanzenerkrankung scheinen mehr oder minder zu greifen. Betroffen waren bisher vor allem Monokulturen (Obstplantagen). Das Bakterium Erwinia amylovora befällt Rosengewächse und somit fast alle Obstpflanzen.

Nicht erfolgreich ist man hier mit Cryphonectrica parasitica, einem Pilz, der Castanea sativa, die Esskastanie oder Marone befällt. Der Erreger soll aus Asien stammen und den Kastanienrindenkrebs auslösen. In der Schweiz und in Frankreich hat man ihn biologisch mit einem Hypovirus bekämpft. Wie weit das in Deutschland gelungen ist, weiß ich nicht. Eine aufwendige Prozedur, für die sich da niemand interessiert. Die Mentalität ist hier eine andere: "Lasst`s lei, stirbt halt aus..."
L.G.
  • 4

Boro
Moderator
 
Beiträge: 1731
Registriert: Mittwoch 9. April 2014, 08:13
Bewertung: 3432

Re: über eingeschleppte Vogelspinnen auf Mallorca

Beitragvon Anon » Dienstag 13. Oktober 2015, 20:54

Hallo Boro,

passend zu deinem Beitrag eine Arbeit aus dem Jahr 2004, dürfte aber immer noch aktuell sein:
Zur Gefährdung von Bäumen und Waldökosystemen durch eingeschleppte Krankheiten und Schädlinge
Herausgeber: Biologische Bundesanstalt für Land- u. Forstwirtschaft

Die Liste der dort (sorgfältig!) aufgeführten invasiven Bakterienarten, Neomyceten und Insekten scheint endlos. Ebenso werden in der Arbeit einige in Betracht kommende Schadorganismen, die noch nicht in Deutschland bzw. der EU vorhanden sind, vorgestellt.
(Stand 2004, vermutlich gibt es mittlerweile schon einige "Nachkommer"...)

Höchst hilfreich wäre übrigens, wenn man künftig dem schon vor geraumer Zeit vorgelegten Maßnahmenkatalog der Weltnaturschutzunion (IUCN) etwas mehr Beachtung schenken würde:

Maßnahmen gegen die weitere Verbreitung eindringender Arten

1. das Bewusstsein vergrößern, dass invasive Arten eine große Gefahr darstellen
2. die Vermeidung von Einschleppungen invasiver Arten als Problem mit hohem Stellenwert zu fördern, das zur Bekämpfung nationale und internationale Aktionen benötigt
3. die Zahl der unbeabsichtigten Einfuhren zu minimieren und die ungenehmigte Einfuhr invasiver Arten verhindern
4. die Versicherung, dass beabsichtigte Einfuhren gebietsfremder Arten, auch für wissenschaftliche Zwecke, genau auf ihre möglichen Auswirkungen auf die Biodiversität hin untersucht werden
5. die Förderung von Programmen und Kampagnen gegen invasive Arten und die Verbesserung derer Effektivität
6. die Förderung der nationalen und internationalen Rahmenbedingungen für nationale Gesetze und internationale Kooperationen zur Regulierung der Einschleppung invasiver Arten sowie deren Kontrolle
7. die Förderung notwendiger Forschungen und die Entwicklung und Veröffentlichung einer adäquaten Wissensbasis, um dem Problem invasiver Arten entgegenzuwirken

[siehe auch: https://de.wikipedia.org/wiki/Biologische_Invasion]


Bleibt abzuwarten, ob angesichts der akuten Gefahr eines europa-weiten biologischen Flächenbrandes durch Xylella fastidiosa in Zukunft klüger und gewissenhafter gehandelt wird. (Wenn überhaupt noch gehandelt werden kann....)

.
  • 5

Anon
 

Re: über eingeschleppte Vogelspinnen auf Mallorca

Beitragvon Merkur » Donnerstag 22. Oktober 2015, 17:25

Man kann wirklich nur hoffen:
20151022_111234-1-2.jpg
Ölbäume bei Delphi, GR

Eineinhalb Millionen Ölbäume, viele von beachtlichem Alter und voll behangen, stehen hier in der Küstenebene unterhalb Delphis!
Hoffentlich lässt sich eine Einschleppung von Xylella hier verhindern!

MfG,
Merkur
  • 2

Benutzeravatar
Merkur
Beirat
 
Beiträge: 3582
Registriert: Sonntag 6. April 2014, 07:52
Wohnort: Reinheim
Bewertung: 9807

Re: über eingeschleppte Vogelspinnen auf Mallorca

Beitragvon Anon » Samstag 24. Oktober 2015, 21:12

Und schon geht es weiter:
Neue Fälle von Xylella fastidiosa in den Alpes-Maritimes [Frankreich]
Zwei weitere Fälle von Xylella Fastidiosa wurden gestern in den Alpes-Maritimes bestätigt. Ein dritter wird gerade untersucht. Nachdem bereits letzte Woche ein Fall in Nizza bekannt wurde, ergreift die Regierung jetzt härtere Maßnahmen, um die Ausbreitung der unheilbaren Pflanzenkrankheit zu stoppen.
Im Umkreis von 100 Metern um die infizierten Pflanzen werden alle möglichen Wirtspflanzen entfernt und vernichtet. Um die Infektion weiterer Pflanzen durch Insekten zu verhindern, werden außerdem im gesamten Gebiet Insektenvernichtungsmittel eingesetzt.
Im Umkreis von 10 Kilometern um die infizierten Pflanzen wird eine sogenannte Pufferzone errichtet. Die etwa 200 von einer Infektion gefährdeten Arten dürfen dieses Gebiete nicht verlassen, es sei denn es liegt eine staatliche Genehmigung vor.
Bis zum jetzigen Zeitpunkt befällt der Erreger keine Weinreben und Olivenbäume.


Quelle: http://www.rivierazeitung.com/index.php ... 13098.html
  • 2

Anon
 

Re: über eingeschleppte Vogelspinnen auf Mallorca

Beitragvon Anon » Sonntag 25. Oktober 2015, 10:27

Um Antwort auf die evtl. aufkommende Frage zu geben, warum Xf in Italien Olivenbäume befällt -in Frankreich und auf Korsika aber nicht-, hier eine kurze Aufschlüsselung:
Unterarten von Xylella fastidiosa
Derzeit sind vier verschiedene Unterarten [Stämme] von Xylella fastidiosa bekannt:
• X. fastidiosa subsp. fastidiosa
• X. subsp. multiplex
• X. subsp. sandyi
• X. subsp. pauca

Diese 4 unterschiedlichen Stämme befallen teils unterschiedliche Wirtspflanzen, wobei sich das Befallsspektrum durch Mutationen des Bakteriums auch ändern kann.

Der in Italien gefundene Stamm ist phylogenetisch am nächsten mit der Unterart X. fastidiosa subsp. pauca verwandt und wird als Xylella fastidiosa subsp. pauca, Stamm CoDiRO bezeichnet. (CoDiRo = Complesso del disseccamento rapido dell’olivo)
Wirtspflanzen Stamm CoDiRO:
Neben der Olive (Olea europea) wurde das Bakterium auch in weiteren Wirtspflanzen nachgewiesen:
• Oleander (Nerium oleander);
• Mandel (Prunus dulcis);
• Süßkirsche (Prunus avium);
• Weidenblatt-Akazie (Acacia saligna);
• Immergrün (Vinca rosea);
• Rosmarin (Rosmarinus officinalis);
• Australischer Rosmarin (Westringia fruticosa);
• Kreuzblume (Polygala myrtifolia);
• Immergrüner Kreuzdorn (Rhamnus alaternus).

In Frankreich und auf Korsika handelt es sich um um die Unterart Xylella fastidiosa subsp. multiplex. Diese Unterart befällt unter anderem Mandelbäume und andere Prunus-Arten wie Aprikose, Kirsche und Pfirsich, aber auch diverse laubtragende Zierpflanzen. Nach jetzigem Erkenntnisstand ist der gefundene Erreger für Olivenbäume, Zitrusbäume und Weinreben un-gefährlich.

Update: Bislang wurden auf Korsika lediglich Befälle bei Zierpflanzen -vor allem an der Kreuzblume [Polygala myrtifolia]- in privaten Gärten und öffentlichen Anlagen beobachtet. Kürzlich aber wurde in einem "Korsika-Forum" gemeldet, dass angeblich auch ein Befall bei Korkeiche und Rosmarin nachgewiesen wurde. Diese Meldung wurde in der Presse zwar noch nicht offiziell bestätigt; sollte sie aber stimmen, wären damit erstmalig auch Nutzpflanzen auf der Insel befallen!

Quellen:
http://www.provinz.bz.it/landwirtschaft ... u/2678.asp
http://www.korsika-forum.info/board24-k ... astidiosa/

edit: Und gerade habe ich sie im www entdeckt, die o.g. Bestätigung! Es ist leider noch schlimmer, als gedacht:
http://www.corse-du-sud.gouv.fr/IMG/pdf ... 0-15-1.pdf
Wenn man sich in dem Link die aktuelle Karte mit den dutzenden (in so kurzer Zeit!) befallenen Orten und die erschreckende Vielzahl der mittlerweile infizierten Pflanzenarten anschaut, besteht kaum noch Hoffnung, den weiteren Vormarsch des Bakteriums aufhalten zu können. :(

Abschluss: Zur "Abrundung" noch ein paar Bilder vom momentanen Geschehen auf der Mittelmeerinsel:

  • 2

Anon
 

Re: über Vogelspinnen auf Mallorca [und andere Neobiota]

Beitragvon Anon » Donnerstag 29. Oktober 2015, 17:07

Kurz zurück auf die Insel Mallorca:

Seit einigen Jahren haben sich hier (aus Südamerika eingeschleppte) Papageien in großer Zahl verbreitet, die Mönchssittiche.

Bild
Bildquelle: Wikipedia

Diese sozialen Vögel leben in großen Gemeinschaftsnestern und es macht wirklich Spaß, die quirligen Kerle bei ihrem bunten Treiben zu beobachten. Sie sorgen, besonders in Gruppen, für mächtig "Action", kurz: eine echte (Touristen-)Attraktion! :)

Doch jetzt geht es den Tieren (klammheimlich) an´s "Leder"!

Da sich die Mönchssittiche [Myiopsitta monachus] in den letzten Jahren über alle Maßen vermehrt haben, wurde in Spanien die Haltung, Zucht und Freisetzung schon 2013 gesetzlich verboten. Neuerdings sind die Behörden sogar angewiesen, den Tierbestand (wegen Gefährdung der einheimischen Artenvielfalt) gänzlich auszurotten. Dass dieser notwendige Naturschutz manchen Tierschützern ein Dorn im Auge sein wird, war wohl von Anfang an klar, deshalb werden die Vögel bereits im frühen Morgengrauen "diskret" eingefangen und anschließend getötet.

Die Mallorca-Zeitung greift das Thema jetzt erstmals öffentlich auf; bin gespannt auf den kommenden Shitstorm der "Tierschützer" und Touristen. Wer den Artikel lesen möchte: "Die verschwundenen Mönchssittiche von Santa Ponça und der Mantel des Schweigens"

Fazit: Ist zwar (aus emotionaler Sicht) Schade um die kleinen Racker und ich werde sie ebenfalls vermissen! :(
Tatsächlich aber sollte (echter) Naturschutz vor (falsch verstandener) "Tierliebe" stehen.

Zum Abschluss noch ein kurzes Video, gefunden auf youtube:

  • 2

Anon
 

Re: über Vogelspinnen auf Mallorca [und andere Neobiota]

Beitragvon Merkur » Donnerstag 29. Oktober 2015, 18:37

Wie viele Papageien bereits bei uns in Deutschland frei vorkommen, lässt sich aus etlichen Internet-Beiträgen entnehmen, z. B.:

- Mönchssittiche siedeln in Wiesbaden seit 1974. Artikel vom Mai 2001: http://www.taz.de/1/archiv/?dig=2001/05/19/a0216

- Der Halsbandsittich ist in D noch weiter verbreitet: https://de.wikipedia.org/wiki/Halsbandsittich

- Diverse Papageien leben in Wiesbaden: http://www.lagis-hessen.de/de/subjects/ ... db/id/4589

MfG,
Merkur
  • 1

Benutzeravatar
Merkur
Beirat
 
Beiträge: 3582
Registriert: Sonntag 6. April 2014, 07:52
Wohnort: Reinheim
Bewertung: 9807

Re: über Vogelspinnen auf Mallorca [und andere Neobiota]

Beitragvon Anon » Donnerstag 29. Oktober 2015, 19:36

Mir sind die Halsbandsittiche vor ca. drei Jahren in der Innenstadt von Düsseldorf aufgefallen.

Anscheinend sind sie dort sogar erwünscht: Halsbandsittiche dürfen auf der Düsseldorfer Königsallee bleiben

Wenn´s in deutschen Großstädten (außer vollgeschissenen Sitzbänken) sonst keine Probleme mit den Vögeln gibt, dann nur zu! :roll:

edit: Habe gerade in einem von Merkurs Links gelesen, dass die großstädtischen Papageienkolonien in DE mittlerweile als heimisch gelten. Ungenehmigter Abschuss (u.dgl.) verstößt damit gegen das Bundesnaturschutzgesetz.
  • 1

Zuletzt geändert von Anon am Freitag 30. Oktober 2015, 09:11, insgesamt 1-mal geändert.
Anon
 

Re: über Vogelspinnen auf Mallorca [und andere Neobiota]

Beitragvon Trailandstreet » Freitag 30. Oktober 2015, 09:10

Den Leuten ist es wahrscheinlich lieber, die Sittiche und Kleinpapageien bevölkern und besch... die Städte, bevor es die Tauben tun.
Gott sei Dank, ist bei uns das Klima für diese Vögel nicht so günstig, dass sie sich kaum über die Stadtgebiete hinaus ausbreiten.
So bleiben uns solche Aktionen erspart, in beiderlei Hinsicht ;)
  • 2

Benutzeravatar
Trailandstreet
Mitglied
 
Beiträge: 1170
Registriert: Mittwoch 9. April 2014, 21:02
Wohnort: Ho'mbua
Bewertung: 1692

Re: über Vogelspinnen auf Mallorca [und andere Neobiota]

Beitragvon NIPIAN » Freitag 30. Oktober 2015, 10:34

Hoi,

der Alexandersittich kommt auch außerhalb der Städte entlang des gesamten südlichen Rheingrabens vor. Das Ausbreitungsebiet in Deutschland reicht von Freiburg bis Köln. Wobei der Nachweis schon ein paar Jahre her ist. Wie es aktuell aussieht, keine Ahnung.
  • 3

Wissen ist Macht und Macht ist Kraft und Kraft ist Energie und Energie ist Materie und Materie ist Masse und deshalb krümmen große Ansammlungen von Wissen Raum und Zeit (Die Gelehrten der Scheibenwelt - Pratchett/Stewart/Cohen)
Benutzeravatar
NIPIAN
Administrator
 
Beiträge: 281
Registriert: Sonntag 6. April 2014, 10:43
Bewertung: 599

Re: über Vogelspinnen auf Mallorca [und andere Neobiota]

Beitragvon Steffen Kraus » Freitag 30. Oktober 2015, 11:16

Hallo Ihr alle,
ach was sind die Racker so süß, deshalb werden sie dann zur einheimischen Fauna gezählt?
Hier wird bei den Gesetzen wieder mit zweierlei Maß gemessen. Hier handelt es sich um Papageien und die haben nun wirklich nichts in Mitteleuropa zu suchen.
Es gibt bestimmt, Menschen, die Klapperschlangen aus dem südlichen Kanada oder den nördlichen USA süß finden.
Sind sie dann unhandlich oder langweilig geworden, kann man sie ja frei lassen! Gehören dann ja, nach der erfolgreichen Vermehrung zur einheimischen Fauna.
Die überstehen sogar harte Winterzeiten, logisch, die haben sie ja auch in ihrer Heimat. Ach ja stimmt ja, der Normalbürger findet die ja nicht süß!
Es gibt noch einige Beispiele, bei denen gezeigt werden könnte, wo Naturschutz, zur Wiedereinbürgerung von ehemals seltenen, einheimischen Spezies unterlassen wird, oder (für mich sogenannter) Naturschutz falsch praktiziert wird.
Die ganze Sache, rührt negativ, für mich an zwei Punkten.
a, Der Staat schafft keine ordentlichen Stellen mit leistungsgerechter Bezahlung, somit sind keine Profis zu bekommen, die Ahnung haben und das fachlich regeln.
b, Die Ausrottung solcher nicht einheimischen Arten, würde sogar, ohne die Tötung der Tiere funktionieren, dies wäre für mich, mit dem Tierschutz vereinbar, ist dem Staat aber zu teuer.
Da entscheidet man doch einfach, die sind einheimisch und damit bekommen wir keinen Stress mit dem Tierschutz, hat aber nichts mit dem Naturschutz zu tun.
Das sind zwei verschiedene Begriffe, scheint sich aber noch nicht herumgesprochen zu haben.
Na ja, wie dem auch ist, man dreht sich immer wieder im Kreis und das wird langweilig, dies ist meine Sicht der Dinge.
Gruß Steffen
  • 2

,,es ist nicht wichtig, was andere denken wenn man kommt, es ist wichtig was sie denken, wenn man geht!
Benutzeravatar
Steffen Kraus
Mitglied
 
Beiträge: 181
Registriert: Samstag 24. Januar 2015, 21:41
Bewertung: 488

VorherigeNächste

Zurück zu Spinnentiere, Insekten, Reptilien

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 22 Gäste

Reputation System ©'