Haltungserfahrungen mit Pogonomyrmex barbatus

- Die Gyne im Nest
Da ich nicht genug Zeit habe, einen Haltungsbericht zu der nach wie vor beliebten Art zu schreiben, will ich in diesem Beitrag die wichtigsten Haltungserfahrungen, die ich mit
Pogonomyrmex barbatus gemacht habe, hier mit euch teilen.
Die rote Ernteameise fasziniert mich seit langer Zeit, «mitschuldig» sind u. a. Bilder in den Ameisenbüchern von Hölldobler und Wilson. Die Insekten sind leuchtend rot wie
Manica rubida, dafür mit bulligem Kopf wie bei Messor. Mit besagter Gattung teilen sie ihre Vorliebe für Körner und Grassamen. Allerdings sind
Pogonomyrmex barbatus weit weniger «tollpatschig» und um einiges wehrhafter als z. B.
Messor barbarus und können stechen.
Gründung: Die Ameisen sind in der Gründung
sehr heikel. Davon zeugen viele Haltungsberichte und auch meine eigene Erfahrung. Ich habe 2015 und 2020 je einen gescheiterten Gründungsversuch zu verzeichnen. Beim dritten Anlauf 2021 hat die Gründung zum Glück funktioniert. Allerdings nicht ganz von Null an, die Gyne kam mit kleinen Larven und einer ersten Arbeiterin bei mir an. Erst nach sechs Wochen schlüpfte die zweite Arbeiterin (also die erste bei mir).

- Gyne mit ersten Arbeiterinnen
Reagenzglas: War mit etwas
Sandboden versehen (die Gyne findet auf Glas schlecht Halt und bearbeitet gerne Sand und Watte),
abgedunkelt - die Gyne reagiert auf Störungen durch Licht (aber wirklich massiv reagiert die Art auf
Erschütterungen) und der Eingang mit einem Wattestopfen und einer
kleinen Schlauchöffnung verengt (der Eingang wird tagsüber mit Sand zugebaut).
Becken: Das kleine Becken war ebenfalls mit
Sand als Bodengrund versehen. Einige Steine und Wurzeln dienen als Versteck und Orientierung.
Temperatur: Im Becken und Nest tagsüber (ca. 14 Stunden)
27 °C – 29 °C, in der Nacht 22 °C – 23 °C
Futter: kleine Körnchen, darunter Chia-Samen und tote
kleine Fruchtfliegen. Kein offenes Wasser oder Honig anbieten, die Arbeiterinnen können darin ertrinken.
Haltung nach der Gründung

- Anlage mit zwei verbundenen Gipsnestern und Becken
Die Ameisen leben seit drei Jahren bei mir und inzwischen in zwei
Gipsnestern, die über eine Schlauchverbindung direkt miteinander gekoppelt sind. Beide Gipsnester werden konstant feucht gehalten, eines wird zusätzlich beheizt. Die Nester verfügen über je ca.8 Kammern mit einem Durchmesser von ca. 4 cm und einer Tiefe von bis zu 0,5 bis 1cm.
Becken: Die Kolonie bewohnt zwei 30cm × 20cm × 20cm grosse Becken, welche als
Wüstenlandschaft mit Sandboden, Steinen und Wurzeln und ganz ohne Pflanzen gestaltet sind.
Arbeiterinnen von
Pogonomyrmex barbatus bleiben gerne am Boden, sie können aber problemlos an Glas hochklettern. Die Becken brauchen also unbedingt einen
dicht schliessenden Deckel. Auf weiteren Ausbruchsschutz verzichte ich, da die Ameisen wirklich selten an den Scheiben aufhalten.
Temperatur: Die Temperaturen für die Haltung liegen bei mir in der Arena
tagsüber zwischen 22 und 26°C und nachts zwischen 19 und 21 °C (abhängig von der Jahreszeit). Mindestens ein
Nest beheize ich während 9 Monaten auf rund
28°C tagsüber für ca. 14 Stunden.

- Nestkammer mit Brut
Winterruhe: Während fast
drei Monaten (Oktober bis Dezember) stelle ich die Heizmatte ab und
halte die Ameisen bei Raumtemperatur zwischen 19 und 21 °C. Die Gyne stoppt daraufhin das Eierlegen und die Ameisen haben keine oder nur noch sehr wenig Brut.
Futter:
Pogonomyrmex barbatus benötigen hauptsächlich
Körner (ich reiche Futtermischungen für Kanarienvögel, Löwenzahnsamen, Grassamen...) und auch
tote Insekten. Sie sind zwar in der Lage, Futtertiere zu töten, sind aber sehr
schlechte Jäger. Viel lieber nehmen sie frisch überbrühte Insekten an.

- Kornkammer im Nest
Sie zeigen im Vergleich zu anderen Ameisen nur
geringes Interesse an Zuckerwasser oder Honig. Trotzdem füttere ich ab und zu Honigwasser, wobei mir nicht klar ist, ob sie sich mehr fürs Wasser als für den Honig interessieren. Wasser biete ich regelmässig in geschlossenen Tränken an.

- Wenig Interesse an Honig